Hattest Du, verehrte Leserin, verehrter Leser, vielleicht schon einmal das Gefühl, dass Du Dein Leben gar nicht selbstbestimmt lebst, sondern die Figur in einer Geschichte bist, die ein ganz anderer, ein Geschichtenerzähler zum Beispiel, schreibt, womöglich noch ein Freund griechischer Tragödien? Nach der Lektüre dieses Buches wirst Du wahrscheinlich alle Zweifel fallen lassen und überzeugt sein, dass es so ist.
In „Fool on the Hill“ kommt zusammen, was eigentlich nicht zusammen gehört. Soviel sei schon mal vorweggenommen.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Stephen Titus George, kurz St. George, der in der Cornell University doziert und vor allem ein Geschichtenerzähler ist, aber keineswegs DER Geschichtenerzähler, bei dem alle Handlungsstränge zusammenlaufen und der den Fortgang der Geschichte bestimmt. Nein, um den handelt es sich bei St. George nicht. Er ist auch nur Teil einer Geschichte, die ein anderer schreibt. (Besagter Freund griechischer Tragödien namens Mr. Sunshine) St. George ist auf der Suche nach der Liebe, gleichzeitig fürchtet er sich davor, weil ihn, wenn er sie denn gefunden hat, das Glück als Autor verlässt. Er lässt gerne Drachen steigen, was für ihn kein Problem ist, denn er kennt einen Zauber, mit dem er den Wind beherrscht. Zumindest in einem gewissen Grade. Natürlich begegnet ihm doch die Liebe (Mr. Sunshine arbeitete erfolgreich daran), und zwar in Person von Kalliope, der schönsten Frau der Welt. Aber nur, um ihm zu versichern, dass sie ihn bald wieder verlassen wird. Denn seine Prinzessin, die es aus dem Schlaf zu küssen und die es vor dem Ungeheuer zu retten gilt, ist eine andere.
Soweit alles klar? Wenn nicht, dann kann ich beruhigend hinzufügen, dass es noch verrückter wird.
Denn auf einer anderen Bewusstseinsebene tummeln sich inmitten der Universität, vor allem im Glockenturm, die Kobolde, das kleine Volk.
Und dann ist da noch der Hund Luther, eine Promenadenmischung, der zusammen mit dem Manxkater Blackjack auf dem Weg zum Himmel ist. Er hofft dort seinen toten Vater wiederzusehen. Er landet in der Universität auf dem Hügel, wo er sich dem Himmel zumindest schon sehr nahe fühlt. Nebenbei erfährt der Leser viel über den Rassismus der Rassehunde gegenüber Mischlingen.
Derweil sorgt der Übererzähler dafür, dass die auf dem Knochenacker vergrabene Büchse der Pandora geöffnet wird. Das Böse erwacht zum Leben und gewinnt an magischer Kraft, die es unter anderem dafür nutzt, eine Rattenarmee gegen die Kobolde zu führen. Es gibt da noch eine alte Rechnung … Und eine vom Bösen beseelte Schaufensterpuppe, die Gummimaid, wird zum mordenden Monster.
Man sollte sich nicht die Mühe machen, eine Schublade für das Genre dieses Romans zu suchen, es gibt sie nicht. Der Autor hat alle gängigen Genres auf geniale Weise miteinander verknüpft, er erzählt eine Geschichte, die vor allem einen Heidenspaß macht.
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