… dem Alltag entfliehen, die Routinen hinter sich lassen, Sonne tanken, die im Frühsommer und dank des frischen Windes noch nicht so sengend ist.
Wieder mal Kurparkluft schnuppern, zum Beispiel im böhmischen Františkovy Lázně. Die Seele baumeln lassen, gemächlich laufen. Die Kulisse ist bestens bekannt und vertraut. Trotzdem entdeckt man immer wieder Neues, etwas, das verbessert oder verschönert worden ist. Ein Prozess, den ich im Laufe der Jahre verfolgen konnte.
Wieder mal Fisch essen in meinem Lieblingsfischrestaurant. Wieder mal das erste Eis des Jahres essen. Mandarine- und Schokoladeneis in der Waffel. Die tschechische Dohle aus dem Kurbad kennt keine Berührungsängste. Vorwitzig springt sie mir direkt vor die Füße und bittet um einen Anteil von der Waffel. Bekommt sie natürlich. Sie ist begeistert von der menschlichen Großzügigkeit. Auch wenn sicher nicht jeder seine Eiswaffel oder was auch immer mit einer Dohle teilt.
So etwas scheint sich in Dohlenkreisen schnell herumzusprechen, denn schon nähert sich ein Kollege meiner Dohle. Vielleicht handelt es sich beim zweiten Vogel auch um einen Freund oder gar die Lebensgefährtin. Wie auch immer. Auch sie wird verköstigt mit Waffelstückchen. Zufrieden fliegen die beiden später davon.
Ich mag die grauen Vögel mit den schwarzen Köpfen und freue mich, wenn mir die geselligen Vögel immer mal wieder begegnen.
Graham Nash kann auf eine beeindruckende und bewegte Musikerkarriere zurückblicken, die in den 1960er Jahren in England mit den Hollies seinen Anfang nahm. Zu Beginn spielte er die Rhythmus-Gitarre, dann wurde er Sänger und zum wichtigsten Songwriter der Gruppe.
1968 lernte er im Laurel Canyon David Crosby kennen. Als die Hollies auf dem Höhepunkt ihrer Karriere waren, verließ er die Band und ging nach Amerika. Fortan war er Mitglied der legendären Crosby Stills & Nash, zu denen später auch noch Neil Young stieß. Graham Nash veröffentliche 1971 sein erstes Soloalbum. Das Stück Chicago mit der hoffnungsvollen Zeile We Can Change The World wurde eines seiner erfolgreichsten Hits.
Inzwischen ist Graham Nash bereits 81. Den Glauben an eine bessere Welt und die Bedeutung der Musik auf dem Weg zu dieser hat er nicht verloren, wie er auf dem kürzlich erschienenen Album Now beweist. Auch seine Stimme klingt unverbraucht. Als Musikbeispiel soll Better Life hier dienen.
Es heißt ja immer, dass man Katzen nicht erziehen kann, ganz im Gegensatz zu Hunden. Aber schon der große Zoologe Alfred Brehm hat dieser Auffassung widersprochen. Er erklärte, dass Katzen, die gut und anständig behandelt werden, immer ihre innige Zuneigung zu ihren Menschen zum Ausdruck bringen. Dabei unterscheiden sie durchaus zwischen Bekannten und Fremden. Gerade von den bekannten Personen lassen sie sich dann auch sehr viel gefallen, speziell von Kindern. Bei Fremden würden sie in solchen Fällen die Flucht ergreifen oder sich wehren.
Übrigens hatte auch die Familie Brehm stets Katzen im Haus. Wenn der Hausherr von einer seiner vielen Reisen nach Haus kam, wurde er immer mit großer Begeisterung begrüßt.
The Damned galten als die erste britische Punkband überhaupt, Tatsache ist, dass sie die erste Punkband waren, die ihre im Studio produzierte Musik veröffentlichte.
Später sprengten sie die Fesseln des Punk und entwickelten sich weiter, und zwar so weit, dass sie auch eine Coverversion von Barry Ryan‘s Eloise produzierten.
Auch Punks werden älter. The Damned gibt es jetzt schon seit 47 Jahren, Captain Sensible ist inzwischen 68 Jahre alt, Dave Vanian 66. Was noch lange kein Grund ist, leiser zu sein oder es langsamer angehen zu lassen. Auch auf ihrem aktuellen Album Darkedelic lassen sie es ordentlich krachen. Und ihren (schwarzen) Humor und den Sarkasmus haben sie auch nicht verloren, wie Beware Of The Clown eindrucksvoll unter Beweis stellt.
Die Bücher, über die ich schreibe oder die ich rezensiere, wurden von mir gekauft. Es gibt keinerlei geschäftliche oder anders geartete Beziehungen zu den Verlagen, Verlagsgesellschaften oder Autoren.
Karel Poláček zählt neben Karel Čapek und Jaroslav Hašek zu den bekanntesten tschechischen Schriftstellern des frühen 20. Jahrhunderts. In Deutschland ist er weitgehend unbekannt, was recht bedauerlich ist. Der Roman „Die Bezirksstadt“ ist Teil einer Pentalogie und wurde erstmalig 1936 veröffentlicht. Darin schildert der Autor mit leisen Tönen und feiner Ironie das bürgerliche Leben in einer tschechischen Kleinstadt in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg. Man geht davon aus, dass es sich bei dieser Stadt um seine Geburtsstadt Rychnov nad Knĕžnou handelt. Die Bürger, die der Autor in seiner Geschichte beschreibt, darf man durchaus als Stereotype verstehen. Da ist zum Beispiel die Familie Štĕdrý, der Familienvater ist Kaufmann und Besitzer eines altehrwürdigen Geschäfts, an dem die neue Zeit spurlos vorübergegangen ist. Das wird am Beispiel des Sohnes Kamil deutlich, der in einer Großstadt das Leben von einer anderen Seite kennengelernt hat und dank des Fortschritts das Geschäft seines Lebens macht. Über die Kulturlosigkeit des Spießertums seiner Heimatstadt rümpft er nur überheblich die Nase. Nur der jüngere Sohn, der Student, findet beim alten Kaufmann Anerkennung. Der dritte Sohn, Viktor, ist Arbeiter und und zieht in seiner freien Zeit mit Freunden und Akkordeon durch die Kneipen. Er wird abfällig behandelt. Eine Gesinnungswandlung beim alten Vater setzt erst ein, als er erfährt, dass Viktor zum Direktor einer Sparte des Elektrizitätswerkes ernannt worden ist. Auf einmal stellt der eine wichtige Persönlichkeit dar.
Und da ist der Bettler Chleboun, der rastlos durch die Straßen der Stadt streift und alles hört und alles sieht. Der Leser wird Zeuge der Monologe, die er mit sich selbst führt, in denen er den Zustand der Welt verurteilt und selbstgerecht seine eigene Bescheidenheit preist.
Große Aufregung herrscht in der Stadt, als der Herr Abgeordnete sich wieder einmal die Ehre gibt und sich leutselig und seiner eigenen Wichtigkeit bewusst der Sorgen der Bürger annimmt, dabei aber nichts anderes als die nächste Wahl im Kopf hat.
Das unterscheidet diese scheinbar so ferne Zeit gar nicht mal so sehr von der heutigen, möchte man meinen, vor allem auch, wenn es um die Anfälligkeit von Antisemitismus und Verschwörungstheorien geht. Das bringt Poláček in schöner, poetischer Sprache, die ihren Stachel aber keineswegs verbergen möchte, zum Ausdruck: „Die Seele des Volkes gleicht einem gewissen Kraut, das nur nachts zu blühen pflegt. Diese Blüte welkt unter den glühenden Strahlen des Verstandes und öffnet ihren Kelch begierig jedem Irrglauben.“
Im letzten Kapitel verfolgt die Gemeinschaft ein Theaterstück auf der Waldbühne außerhalb der Stadt, in das plötzlich die Nachricht vom Attentat auf den Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajevo platzt. Jeder weiß instinktiv, dass von nun an nichts mehr so sein wird, wie es wahr, dass alles, was eben noch von Wert war, seine Bedeutung sehr schnell verlieren wird.
Das Leben von Karel Poláček, der jüdischer Abstammung ist, fand ein tragisches Ende. Im Oktober 1944 wurden er und seine Lebensgefährtin Dora Vaňáková vom KZ Theresienstadt nach Auschwitz deportiert. Dora Vaňáková landete sofort in der Gaskammer. Als während des Vormarsches der Roten Armee das Konzentrationslager Auschwitz aufgelöst wird, wurde Poláček, der nicht transportfähig war, auf dem Todesmarsch von der SS erschossen.
Die Musik von Siena Root wirkt wie aus der Zeit gefallen, als hätte man auf einem Dachboden vergessene Aufnahmen von einer Kollaboration der Grateful Dead mit Jefferson Airplane für ein Album, das nie veröffentlicht wurde, gefunden. Über psychedelischen Elegien schwebt die Schwere des Blues.
Die schwedische Band Siena Root gibt es schon seit 25 Jahren. Die Bandgeschichte ist geprägt von vielen Personalwechseln, womit der Versuchung widerstanden wurde, sich stilistisch zu wiederholen, selbst dann, wenn man gedanklich in den 70er Jahren steckt. Die Roots sind nicht zu überhören.
Das neue Album nennt sich Revelation, daraus gibt es das Stück Dusty Roads. Auf wie vielen staubigen Straßen wird die Band schon mit ihrem Hippie-Bandbus unterwegs gewesen sein?
Lange genug hat sich Charles mit dem Titel Prinz zufriedengeben müssen. Andere sind in diesem Alter längst in Rente. Aber Charles wird König, endlich war der Tag der Thronbesteigung, der Krönung für ihn gekommen. Das Fernsehen berichtete ausführlich darüber und lieferte jede Menge Bilder zum Ereignis, auch das Internet ist voll von Berichten und Videos, die dieses Ereignis zum Inhalt haben. Wen‘s interessiert.
Die ungekrönten Könige und Königinnen des Internets sind aber ganz andere, nämlich die Katzen. Als wäre das Internet nur für sie erfunden wurden. Im weltweiten Netz begegnen sie uns überall, auch in WordPress. Sicher, manche sind eitel wie wirkliche Könige, aber sie sind Herrscher auf samtenen Pfoten und ihre Botschaft ist vor allem Liebe. Zeit, auch sie einmal zu würdigen und in Amt und Würden zu zeigen. Natürlich mit der Krone auf dem Kopf. Ihre Majestät, die Katze.
Imagine Dragons kommen aus Las Vegas, Nevada. Die Band, die 2008 gegründet wurde, entstammt der Alternativ und Indie-Rock Szene, inzwischen füllen sie auch ganze Stadien. Zu ihrem Song Crushed haben sie unter der Regie von Ty Arnold ein sehr emotionales Video in der Ukraine gedreht. Die Kamera folgt dem vierzehnjährigen Jungen Sascha durch eine Trümmerlandschaft, die einmal sein Dorf gewesen war. Es war fünf Monate lang von den russen besetzt gewesen und wurde immer wieder von russischer Artillerie beschossen.
Mit dem Video unterstützt der Regisseur die vom ukrainischen Präsidenten Volodymyr Zelenskyy gegründete Hilfsorganisation UNITED24. Arnold hat den letzten Winter in der Ukraine verbracht und Menschen, die monatelang unter russischem Artilleriebeschuss standen, mit Hilfsgütern versorgt. Imagine Dragons, die in Sachen Ukraine-Hilfe sehr engagiert sind, waren unter den Eindrücken der deprimierenden Bilder sofort bereit, dieses Video zu ihrem Song zu machen.
Ach, wie haben wir im vergangenen Winter in unserem dunklen Kämmerlein vor Kälte gezittert. Gar grausig heulte der eisige Nordwind (oder war es gar der Ostwind) um das Haus. Auf dem Fensterglas blühten dicke eisige Blumen, in dichten Flocken fiel endlos der Schnee. Und die Temperaturen haben nie erlebte Tiefstwerte erreicht. Allerdings fand dieser extrem harte Winter nur in gewissen deutschen Qualitätsmedien statt. Seit putin den berühmten Gashahn für Deutschland zugedreht hat, haben eben diese Medien in ihrer Online-Präsenz eine permanente Angst vor dem Winter zu verbreiten versucht. Man hat sich gegenseitig übertroffen bei der Verwendung von Superlativen, um den geneigten Lesern die apokalyptischen Zustände, die sie im bevorstehenden Winter erwarten, auf drastische Weise und mit alttestamentarischem Missionseifer in den düstersten Farben auszumalen. Extremwetter wurde prophezeit, ein Extremwinter wurde angekündigt. Unter „extrem“ ging gar nichts. Eisige Kälte wurde vorhergesagt oder gar arktische Kälte befürchtet. Von Winterpeitschen war die Rede, die Schneepeitsche kommt nach Deutschland, hieß es allenthalben, Schneechaos und Blackouts waren also garantiert. Ein Online-Magazin fragte gar allen Ernstes, ob in diesem Winter -50°C in Deutschland möglich wären. Klar doch, es weiß doch jeder, dass die durchschnittlichen Temperaturen im deutschen Winter unmittelbar an die Gaslieferungen aus russland gekoppelt sind. Gazprom wärmt das Gas, das durch die Pipelines fließt, vorher auf, die warmen Röhren sorgen so für ein gemäßigtes Klima in Mitteleuropa, ein Job, den gewöhnlicherweise der Golfstrom innehat. Immerhin erfuhr der besorgte Leser, falls er nicht vor Angst erstarrt war und einfach mal den Link anklickte, dass -50°C in Deutschland sehr unwahrscheinlich sind, dass man aber schon mit Temperaturen um die 12 Grad minus rechnen müsse. Eine Erkenntnis, die für jemanden, der schon mal einen Winter in Deutschland erlebt hat, nicht wirklich überraschend sein dürfte. In Zeiten schmelzender Gletscher gehören aber selbst Temperaturen um -12°C in den meisten Regionen eher zu den Ausnahmen.
Selbst als nach den ersten warmen Tagen im März gegen Ende des Monats ein Wetterumschwung nebst Kaltluft angekündigt worden war, konnte sich ein Magazin aus Berlin nicht zurückhalten, eine neue Kältewelle mit -40°C zu verkünden. Nun ja, in einer sternklaren Nacht fiel die Temperatur hier bei uns tatsächlich einmal auf -4°C. Was macht so eine Null schon für einen Unterschied? Das tut sie anscheinend nur, wenn sie in einer Redaktion sitzt.
Was wir stattdessen bekommen haben, könnte man höchstens als Winterchen bezeichnen. Er zog sich zwar lange hin, zeigte sich aber sehr altersmilde. Er scheint nicht die Absicht gehabt zu haben, sich von putin für dessen Zwecke missbrauchen zu lassen. Die Gasspeicher sind am Ende eben diesen milden Winters und auch dank der Sparbemühungen der Bürger und der Industrie (und natürlich der hohen Preise wegen), besser gefüllt als zu Gazpromzeiten.
Nun bewegen wir uns auf einem mehr oder weniger schmalen Grat in Richtung des nächsten Winters. Auf der einen Seite steht die Befürchtung, die Anzahl der geplanten Terminals für LNG könnte überdimensional hoch sein, auf der anderen mahnt der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, weiterhin Sparsamkeit an. Niemand kann vorhersagen, wie der nächste Winter wird und wie viel Gas für welche Zwecke benötigt wird. Optimistisch ist Müller, dass die Gasspeicher zu Beginn des nächsten Winters bestens gefüllt sein werden. Sicher ist vor allem eins: Auch im kommenden Winter wird es nicht -50°C kalt werden.
Die beiden Bilder vom Winterwonderland heute zeigen denn auch nicht die wirkliche Welt, es sind Fakes, erstellt von einer KI. Aber schön anzusehen sind sie allemal.
Burt Bacharach ist sicherlich der Inbegriff des Easy Listening, den man eher in der Nähe von Herb Albert oder James Last verortet. Was an sich ja nichts Schlechtes bedeutet, vor allem weil die Kompositionen des im Februar verstorbenen Künstlers so elegant und vielschichtig sind. Bacharach hat unzählige Hits geschrieben, die von vielen großen Pop- und Soul-Künstlern interpretiert wurden. Elvis Costello war ein großer Bewunderer der Arbeit von Burt Bacharach, was sogar zu eine gemeinsamen Album (Painted from Memory) führte. Die Melodien und Arrangements schmiegen sich geschmeidig um Costellos eher raue Stimme.
In die Rockmusik verirrten sich die Stücke von Burt Bacharach allerdings seltener. Immerhin haben sich die Stranglers einmal seines Walk On By angenommen, mit der treibenden Bassgitarre von Jean-Jacques Burnel haben sie daraus eine geschmackvolle Rocknummer gemacht.