Posted by: eleucht | 29. Dezember 2014

(Meine) Weihnachtslektüre

Bob WinterGut, könnte man vielleicht glauben, nun verwursteln sie die Geschichte von James Bowen und seinem rotpelzigen Freund Bob auch noch zu einer sentimentalen Weihnachtsgeschichte. Und ja, das tun sie tatsächlich. Aber was soll’s? Weihnachten ist schließlich die Zeit der Gefühle und die Zeit für Gefühle. Insofern dürfte das „Wintermärchen mit dem Streuner“ seinen Zweck erfüllen und auch wieder seine Leser finden. Bob hat eben eine große Fangemeinde.

James Bowen erzählt seine ganz persönliche Weihnachtsgeschichte im simplen, gewohnt lockeren Plauderton, der den Leser direkt anspricht. Eine unauffällig im Hintergrund helfende Hand sorgt für die richtige Form, die das Weihnachtliche in den Vordergrund rückt. Denn mit Weihnachten verbindet James Bowen durchweg nur schlechte Erfahrungen, das Fest hatte während seiner Zeit als entwurzelter Junkie und Obdachloser keine Bedeutung für ihn, die familiären Bande waren sehr locker, manchmal regelrecht durchschnitten. James Bowen war in einem Teufelskreis gefangen, in dem es einzig und allein nur ums tägliche Überleben ging und in dem er nur für sich selbst verantwortlich war. Verantwortung auch für andere zu übernehmen, lernt er erst, seit er den Streuner Bob bei sich aufgenommen hat. Und diese „Pflicht“ erfüllt er mit ganzem Herzen.

James erzählt von Weihnachten 2010. Es ist das Jahr, bevor sich James‘ Leben dank der Veröffentlichung seines ersten Buches grundlegend ändern sollte. In vielen Rückblenden zieht er Vergleiche zu früheren Jahren. Es ist vielleicht mal wieder ganz gut, sich in Erinnerung zu rufen, dass in der Weihnachtszeit eine warme Wohnung, ein gefüllter Gabentisch, eine festliche Tafel und die Wärme einer Familie, zu der man sich zugehörig fühlt, nicht selbstverständlich sind. 2010 ist ein harter Winter in London, vor allem für jemand, der kaum genug Geld für Heizung und Strom hat, geschweige denn für Weihnachtsgeschenke. In dieser Zeit wird sich James bewusst, dass auch in ihm ein Scrooge steckt, den er aber überwinden kann, und zwar weil er etwas kennenlernt, was ihm in früheren Jahren oft genug versagt geblieben war – die Hilfsbereitschaft und Warmherzigkeit von  Menschen. Schließlich begegnen ihm auch noch die Geister der Weihnacht, auch wenn er nicht weiß, ob es sich dabei um die der Vergangenheit, der Gegenwart oder der Zukunft handelt, denn ihm ist bewusst, dass einen ehemaligen Drogenabhängigen die Vergangenheit ganz schnell wieder einholen kann.

Aber da gibt es ja den treuen Freund Bob, der stets ein wachsames Augen auf James hat – und natürlich auch ein Weihnachtsgeschenk. Alles in allem eine zauberhafte Weihnachtsgeschichte.


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