Posted by: eleucht | 9. Juli 2019

„Ein gutes Omen“ – Terry Pratchett & Neil Gaiman

Die Bücher, über die ich schreibe oder die ich rezensiere, wurden von mir gekauft. Es gibt keinerlei geschäftliche oder anders geartete Beziehungen zu den Verlagen, Verlagsgesellschaften oder Autoren. Omen 001So ein Weltuntergang kann schon eine lustige Angelegenheit werden. Denn wenn man es recht betrachtet, dann ist das Personal, das Himmel und Hölle zur Verfügung steht und das dafür sorgen soll, dass an Armageddon alles seinen geordneten Gang geht, doch viel zu sehr mit irdischen Dingen beschäftigt. Und die sind durchaus sehr angenehmer Art. Ihr Interesse am Armageddon hält sich in Grenzen. Da kann es schon mal passieren, dass der Antichrist nach der Geburt mit einem anderen Baby verwechselt werden konnte. Das personifizierte Böse wächst also in einer ganz normalen Familie mit ganz normalen Freunden auf, lernt seine Weltsicht mit den Augen eines ganz normalen Teeangers inmitten der spießbürgerlichen Provinz im Vereinigten Königreich.

Solche Fehler können böse enden für die verantwortlichen Engel und Dämonen. Das sind in diesem speziellen Fall der Engel Erzraphaeli und sein Gegenspieler Crowley als Abgesandter der Hölle. Eigentlich verstehen sich die beiden ganz prächtig, schließlich kennen sie sich und die Vorzüge des Lebens auf der Erde schon seit einer Ewigkeit. Deswegen haben sie es auch nicht wirklich eilig mit der Apokalypse. Aber Pflicht ist eben Pflicht, also bleibt ihnen nichts anderes übrig, als nach dem wirklichen Antichrist zu suchen, was aber wie ein aussichtsloses Unterfangen anmutet. Wenn da nicht das alte Buch mit den klugen und zutreffenden Prophezeiungen einer im Mittelalter auf dem Scheiterhaufen verbrannten Hexe gewesen wäre, das Erzraphaeli durch Zufall in die Hände fiel. Die Spur führt in ein kleines, verschlafenes englisches Kaff.

Engel und Dämonen sind nicht die Einzigen, die auf chaotische Art und Weise mehr oder weniger mit dem Weltuntergang beschäftigt sind. Ebenfalls auf den Spuren der dunklen Mächte, wenn auch mit viel weniger Ahnung davon, sind eine Nachfahrin der weissagenden Hexe und Angehörige der Königlichen Hexensucherarmee. Auch die vier apokalyptische Reiter sind schon unterwegs, um den Weltuntergang einzuleiten, und das sogar ganz zeitgemäß auf Motorrädern. Sie entpuppen sich als die wahren Hell´s Angels, wenn sie über britische Highways brettern. Wobei der apokalyptische Reiter Pestilenz auf Grund des medizinischen Fortschritts der Menschheit durch einen Kollegen namens Umweltverschmutzung ersetzt wurde. Die himmlischen und höllischen Heerscharen sammeln sich schon und sind bereit zum letzten Gefecht. Aber da ist das ganz große Chaos, das sich durch den ganzen Roman zieht und für viel Heiterkeit sorgt, noch lange nicht vorbei.

Unterschwellig wird dem Leser die Botschaft vermittelt, dass es eigentlich gar keiner höllischen Mächte für den Weltuntergang bedarf. Dafür kann der Mensch schon ganz allein sorgen. Zumindest Erzraphaeli und Crowley würden das aber bestimmt sehr bedauern. Denn irgendwie geht das Leben weiter. Oder?


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