Posted by: eleucht | 7. November 2019

Kirchenasyl

Der Klostergarten des Franziskanerklosters in Cheb erstrahlt noch einmal in herbstlicher Pracht. Ein Pärchen streift umher und macht Fotos, von sich und der Umgebung. Herbst in Cheb 013Kloster und Klostergarten wurden in den letzten Jahren aufwendig restauriert. Was nach mehr als 40 Jahren kommunistischer Herrschaft auch mehr als nötig war. Die Spuren der Vergangenheit sind noch in vielen tschechischen Städten und Dörfern zu sehen, aber man kann förmlich verfolgen, wie sich das Stadtbild vieler Kommunen verändert – zum Besseren. Herbst in Cheb 014Im Schatten der Mauer der Klosterkirche Mariä Verkündigung steht eine Statue hinter einem Absperrgitter. Die Silhouette des Mannes im Mantel und mit der Schiebermütze kommt mir seltsam bekannt vor. Und richtig, es ist Wladimir Iljitsch. Genosse Lenin. Im Kreml brennt noch Licht. Vor Jahren waren Denkmale wie dieses allgegenwärtig in einem Teil der Welt. Dieses stand früher vor dem Hauptbahnhof von Cheb. Der Bahnhofsvorsteher. In Zeiten der Behördenbahn, als es diese Vorsteher tatsächlich noch gab. Herbst in Cheb 015Nun scheint Lenin im Schatten der Kirchenmauern seinen Frieden gefunden zu haben. Ausgerechnet. Ironie der Geschichte. Hinter ihm, natürlich um einiges kleiner, steht der tschechische Dichter Julius Fučík. Dessen Werk ist heutzutage ja auch nicht mehr so gefragt. Nun führen die beiden ihr Schattendasein im Schutz der Kirche. Kirchenasyl für Lenin – klingt ein bisschen nach Schwejk. Aber wir sind ja in der Heimat des braven Soldaten. Herbst in Cheb 017


Kategorien

%d