Die Bücher, über die ich schreibe oder die ich rezensiere, wurden von mir gekauft. Es gibt keinerlei geschäftliche oder anders geartete Beziehungen zu den Verlagen, Verlagsgesellschaften oder Autoren.

Cassandra White ist eine beeindruckende Persönlichkeit und eine Person, die auffällt mit ihrem flammend roten Haar und ihrer Energie, mit der sie sich für die Natur und gegen das System engagiert. Die Ich-Erzählerin, mit der sie bald Bekanntschaft machen soll, ist das genaue Gegenteil davon, die frustrierte Hausfrau, die im Job genauso wie in ihrer Ehe keine Erfüllung findet, deren Mann fremdgeht und sie schließlich sogar verlässt. Da muss sich etwas ändern. Das „neue Leben“ findet sie, nachdem sie auf eine Annonce antwortet, ausgerechnet auf dem Landsitz von Cassandra White in englischer Provinz. Nach dem ersten Kennenlernen meldet sich die Stimme der Vernunft in ihrem Inneren beinahe stündlich zu Wort und rät ihr, möglichst schnell wieder zu verschwinden und in ihr normales Leben zurückzukehren, denn die Welt, durch die man in Gummistiefeln stapft und in der sich die ihr zugeteilte Ziege partout nicht melken lassen will, kann unmöglich die ihre sein. Statt Heizung gibt es bei Cassandra nur ausgekühlte und feuchte Zimmer, sie ist unabhängig von der Wasser-und Stromversorgung. Alles aus eigener Herstellung, auf keinen Fall einen Kompromiss mit dem pervertierten System eingehen. Um es irgendwann am Tag warm zu haben, geht man in den Wald und holt Feuerholz. Wasser schöpft man aus dem selbst gebauten Brunnen usw. Wie bequem war es dagegen in ihrem langweiligen Bürojob.
Wider aller Vernunft bleibt die Protagonistin bei Cassandra, sei es aus Trotz oder um sich selbst etwas zu beweisen. Im Kampf gegen die Pervertierung des Systems geht Cassandra ungewöhnliche Wege. Nachdem Siedler in ihrem Tal ihre Wohnung verlieren oder zu verlieren drohen, beschließt sie, all jene in die Landhäuser der Reichen, die oftmals monate- oder jahrelang leerstehen, einzuquartieren. Wohnraum stünde ungenutzt herum, die Besitzer scheren sich nicht oder nur wenig um ihren Besitz, während arme und alte Menschen wegen der Immobilienspekulanten ihre Wohnungen verlieren. Generalstabsmäßig geht Cassandra White dabei vor, unterstützt von ihrer Assistentin, auch wenn die Zweifel an der Rechtmäßigkeit ihres Tuns hat und nicht an einen langanhaltenden Erfolg glaubt.
Natürlich kann die ganze Unternehmung nur in der Katastrophe enden.
Freunde des schwarzen englischen Humors werden den Roman mögen. Die überspitzte Darstellung der beiden unterschiedlichen Frauen und ihrer Umgebung – der Rebellin und der Hausfrau – ist großartig und amüsant zu lesen. Wobei hinter jedem sarkastischen Wort mehr als nur ein Funke Wahrheit steckt.