Anfang der 70er Jahre begann in der DDR eine Zeit der Veränderung, der Liberalisierung. Was seinen Grund wohl in den Weltfestpielen der Jugend hatte, die 1973 in der DDR stattfanden. Der Staat wollte sich von seiner besten Seite zeigen und Weltoffenheit demonstrieren. Auch in die Kinos kamen Filme aus den DEFA-Studios, die das Publikum, vor allem das jüngere, ansprachen, sodass sie heute noch Kult sind. Es waren Filme, die das Thema Leben in der DDR zum Inhalt hatten und trotzdem das Interesse des Publikums weckten, vor allem weil sie ein kleines bisschen (oder auch ein bisschen mehr) von der Wirklichkeit und den Menschen und ihren ganz persönlichen Problemen zeigten. Keine Helden des Klassenkampfes, sondern Alltagsmenschen wie du und ich. Erstmals war in diesen Filmen auch Musik von Rockgruppen zu hören. In dem Film „Die Legende von Paul und Paula“, zu dem Ulrich Plenzdorf das Drehbuch schrieb und den Angela Merkel zu ihrem Lieblingsfilm kürte, kamen die Puhdys zu musikalischen Ehren. Ihre vom Komponisten Peter Gotthardt geschriebenen Songs Geh zu ihr und Wenn ein Mensch lebt gehören zu den erfolgreichsten und beliebtesten Hits der Band, auch wenn sie den Vorwurf, Plagiate zu sein, nie loswurden. Zu sehr erinnern die Stücke an Look Wot You Dun von Slade und Spicks and Specks von den Bee Gees.
Ein Jahr später kam der Film „Für die Liebe noch zu mager“ mit der ausgezeichneten Simone von Zglinicki in die DDR-Kinos, in der die Probleme von Jugendlichen beim Erwachsenwerden thematisiert wurden. Darin haben sich wohl viele selbst wiedererkannt, zu speziell waren die Sehnsüchte, Träume und Wünsche, die die Protagonisten darin äußerten. Die Musik für diesen Film steuerten u.a. Renft bei. Als ich wie ein Vogel war ist einer der großartigsten Songs des DDR-Rocks und zeigt Sänger Thomas Schoppe auf dem Zenit seiner Karriere. Es gibt kaum einen Sänger, der stimmlich mit ihm mithalten konnte.
Das Tauwetter in der DDR währte bekanntermaßen nicht lange, die nächste Eiszeit mit noch mehr Restriktionen, noch mehr Verboten und noch mehr Einschränkungen kündete sich schon an.
Als die Hauptdarsteller des Films „Die Legende von Paul und Paula“ – Winfried Glatzeder und Angelica Domröse – der DDR den Rücken kehrten, wurde der Film nicht mehr aufgeführt. Ein Versuch, DDR-Flüchtlinge aus dem öffentlichen Bewusstsein zu drängen. Was natürlich nie gelang. Ähnlich erging es dem Film „Für die Liebe noch zu mager“. Spätestens als die Gruppe Renft ein endgültiges Auftrittsverbot erhielt, verschwand auch dieser Film in der Versenkung. Aber der Wunsch nach echten Levi‘s Jeans blieb. „Mensch Opa, das sind echte Levis‘s!“ Wobei Levi‘s symbolisch natürlich für sehr viel mehr stand.