

Das kleine, verschlafen wirkende, im Stil der Spätrenaissance erbaute Schloss im vogtländischen Treuen stand am vergangenen Wochenende unter massiver Belagerung. Nicht nur von Touristen, Besuchern und Schaulustigen, sondern auch von Musketieren, Piketieren und Landsknechten. Auch an Marketenderinnen fehlte es nicht. Fahnen wehten im Wind, Trommeln wurden geschlagen, Kanonen richteten sich auf das Schloss, das später auch gestürmt wurde. Die Verteidiger schossen aus allen Rohren und Fenstern. Zu ihnen gehörten auch schottische Landsknechte, sodass viele Aktionen von Dudelsackmusik begleitet wurden. Sie alle schlugen sich tapfer, mussten sich am Ende aber geschlagen geben. Man versprach ihnen immerhin freien Abzug.





Es war eine Szene aus dem Dreißigjährigen Krieg, während dem die Schweden unter Gustav Adolf die deutschen Lande verwüsteten. Was als religiöser Krieg begann, endete als Territorialkrieg, von dem die Franzosen und Schweden mit Landgewinnen am meisten profitierten. Die Erstürmung des Schlosses von Treuen geht zurück auf eine historische Begebenheit.





Sich der eigenen Verantwortung bewusst, wurde von den Veranstaltern und den Beteiligten im Vorfeld darüber diskutiert, ob wegen des realen Krieges in der Ukraine das Event mit Kanonendonner und Musketenschüssen überhaupt stattfinden sollte. Die Vorbereitungen waren aufwendig, die Akteure reisten aus Deutschland, der Tschechischen Republik und den Niederlanden an und wollten nicht nur zum Campen kommen. Da es sich bei der Vorstellung auch nicht um ein kriegsverherrlichendes Event handelt, sondern um die Nachstellung eines Ereignisses mit geschichtlichem Hintergrund, hat man sich am Ende entschieden, es aufzuführen.
Kritisch anzumerken wäre, dass sich ständig ein nicht enden wollender Strom von Leuten durch die Zuschauerreihen in Richtung Biergarten drängte, für die eine Bratwurst und ein Bier wichtiger waren, als die Aktion im Schlosshof, für die sich die teilweise weit gereisten Darsteller, in jeder Beziehung um große Authentizität bemüht, echt gut ins Zeug legten. Mehr Ignoranz und Rücksichtslosigkeit sind kaum möglich. Vielleicht sollten sich die Veranstalter gelegentlich ein paar Gedanken über die Organisation machen, dass der Biergarten auch auf einem anderen Weg erreicht werden kann, ohne dass dabei die interessierten Zuschauer permanent gestört werden. Akustisch ließe sich vielleicht auch noch einiges optimieren.