Posted by: eleucht | 28. August 2023

Wallenstein und Sonnenbrand

Die böhmische Stadt Cheb – in früheren Zeiten Eger – pflegt von jeher eine tiefe Beziehung zum wohl legendärsten Feldherrn des Dreißigjährigen Krieges, Albrecht von Wallenstein. Nachdem Wallenstein vom böhmischen König und römischen Kaiser Ferdinand II die Befehlsgewalt entzogen und er zum Verräter erklärt worden war, wurde er in der Nacht zum 25. Februar 1634 während eines Gastmahls auf der Egerer Burg ermordet. Soweit die Geschichte, die bekanntermaßen auch von Friedrich Schiller in einer Trilogie verarbeitet worden ist. Der große Autor verbrachte einst während eines Aufenthalts im nicht weit entfernten Karlsbad einen Tag und eine Nacht in Eger, um für sein Werk den Ort des tragischen Geschehens zu besichtigen. Wie man sieht, haben schon die Dramatiker früherer Jahrhunderte recherchiert, bevor ihre Worte den Weg zu den Menschen fanden.

Wenn die Stadt Cheb nun mit einiger Regelmäßigkeit Wallenstein-Festspiele abhält, so hat das weniger mit der Ermordung des großen Feldherrn in der Stadt zu tun. Der Herzog war auch schon früher ein gern gesehener Gast in Eger, der bei diesen Gelegenheiten auch Soldaten rekrutierte.

Als ich am Samstagvormittag nach Cheb aufbrach, sah der Himmel grau und trüb aus, es regnete sogar. Und im Hinterkopf hatte ich die Vorhersagen über die kommenden Unwetter, die in Bayern schon ein Bierzelt umgerissen hatten. Die Frage, ob Sonnenschutz nötig wäre, stellte sich da gar nicht. In Cheb herrschte dann zum Glück eitel Sonnenschein am malerisch bewölkten Himmel, eine leichte Brise machte die Wärme erträglich. In der Stadt fanden zu den Festspielen unglaublich viele Aktivitäten an unterschiedlichen Orten statt. Ich beschränkte mich auf das Spektakel des mittelalterlichen Handwerkermarktes. Für die Kinder gab es ein historisches Karussell und ein ebensolches Riesenrad, betrieben mit alternativer Energie, nämlich mit purer Muskelkraft. Bei den herrschenden Temperaturen eine schweißtreibende Arbeit für die Betreiber.

Auf und vor der Bühne gab es ein vielfältiges Rahmenprogramm. Wallensteins Kürassiere zeigten dem geneigten Publikum – an diesem Tag fand die Verabschiedung des Herzogs statt – ihre Reit- und Fechtkünste. Als die Arbeit der Kavallerie getan war, durften die Kinder auf den Rücken der Pferde ein paar Runden reiten.

Ach ja, das Wetter, zu Hause angekommen, trübte sich der Himmel erneut ein, ich aber hatte einen Sonnenbrand bekommen. Zu Ehren Wallensteins hatte die Sonne den ganzen Tag über Eger gestrahlt.


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