Posted by: eleucht | 19. Februar 2024

Plauen – Demo ohne Politiker, aber mit einer Überraschung

Vor der Kulisse des Alten Rathauses in Plauen versammelten sich am Sonntagnachmittag die Menschen auf dem Altmarkt. Dass es nicht so viele werden würden wie in Hof, habe ich erwartet. Ist eben der Osten im Allgemeinen und Sachsen im Besonderen. Umso wichtiger aber ist es, gerade hier Gesicht und Flagge zu zeigen. Und das taten engagierte Menschen in vierstelliger Zahl. Genaue Daten sind mir im Moment noch nicht bekannt. Ich würde sagen, es waren nicht weniger Teilnehmer als zur ersten Plauener Demo, damals waren es 1800.

Es wurde bekannt, dass es sich bei dieser Demo um die vorläufig letzte Veranstaltung in dieser Form handelte. Der Veranstalter, das Bündnis für Demokratie, Toleranz und Zivilcourage, erklärte, man suche nach neuen Möglichkeiten, dem Protest der Menschen Ausdruck zu verleihen. Geplant ist im April ein Brunch im Malzhaus Plauen, während dem die Menschen miteinander ins Gespräch kommen sollen. Nun gut, den Protest auf die Straße zu bringen, halte ich trotz allem weiterhin für notwendig, denn so wird dieser in den Städten nun mal am besten sichtbar.

Zur Kundgebung am Sonntag waren diesmal keine Politiker eingeladen. Es sprachen Menschen – für viele war es das erste Mal, dass sie überhaupt zu so einer großen Menge sprachen – aus der gesellschaftlichen Mitte, von der Kindergärtnerin bis zum Unternehmer und einem Pfarrerehepaar. Alle eint die Sorge um die Demokratie, die durch die derzeitige Entwicklung und speziell wegen einer Partei, der AfD, arg in Gefahr geraten ist.

Eine große Überraschung erlebte ich dann allerdings, als ein gewisser José und seine Familie aus Venezuela als Redner angekündigt wurde. Und richtig, es handelte sich dabei um meine langjährigen Nachbarn hier im Haus. Erst vor kurzem sind sie umgezogen. Er berichtete, wie er in seiner Heimat wegen der Teilnahme an einer Demonstration ausgewiesen wurde. Es war nicht einfach gewesen, hier Fuß zu fassen und einen Aufenthaltsstatus zu bekommen. Aber die Familie kämpfte sich durch. Er hat seit langer Zeit Arbeit, die Frau macht eine Ausbildung, die Kinder gehen in die Schule, und das sehr erfolgreich. Den Sohn habe ich an vielen Nachmittagen Trompete spielen hören. Ein Schicksal aus dem direkten Bekanntenkreis vermittelt auf besondere und direkte Weise die Probleme, vor denen viele Migranten, die auch bereit sind, sich hier einzubringen, stehen. Die Gesichter auf dem Foto habe ich aus verständlichen Gründen unkenntlich gemacht.


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