Posted by: eleucht | 16. Juni 2013

“Spektrum” – Sergej Lukianenko

Spektrum 001„Stargate“ auf Russisch. So könnte man sagen, wenn man es sich einfach machen will. Aber Lukianenkos Roman ist mehr, vor allem tiefgründiger und vielschichtiger und er enthält einige philosophische Gedanken, über die nachzudenken sich lohnen würde.

Eine außerirdische überlegene Intelligenz hat die bewohnten Welten des Universums mit einer Art Transportsystem versehen, durch das die Menschen – und die Außerirdischen – zu anderen Sternen reisen können. Geheimnisumrankte Wesen sind die „Schließer“, die jene Tore beherrschen, und nur sie bestimmen, wer sie passieren darf. Um eine Reise in andere Welten antreten zu können, muss man zahlen, und zwar nicht mit Geld, sondern mit Geschichten. (In einer Welt, in der sich alles nur um Gewinnmaximierung, Finanzmärkte, Aktienkurse und dergleichen dreht, ist dies eine sehr verlockende Vorstellung, die durchaus etwas Provokatives hat. Statt eines dicken Scheckbuches ist Fantasie gefragt.) „Einsam ist es hier und traurig“ ist der Satz, mit dem die „Schließer“ den Preis für die Reise einfordern, mit den gleichen Worten bringen sie zum Ausdruck, dass ihnen eine erzählte Geschichte nicht gefallen hat. Keine Geschichte, keine Reise zu fremden Sternen. (Nicht vorzustellen, wo heute manche Zeitgenossen bleiben würden, wenn sie statt mit Geld mit fantasievollen Geschichten bezahlen müssten, wobei die Betonung auf „fantasievollen“ liegt.)

Die Hauptfigur des Romans, Martin Dugin, reist als Privatdetektiv im Auftrag seiner Mandanten häufig durch die Tore in andere Welten. Auch seine Suche nach der verschollenen Irina Poluschkina ist bald von Erfolg gekrönt. Doch kurz nachdem Martin die junge Frau gefunden hat, kommt sie auf mysteriöse Weise ums Leben. Es gelingt ihr noch, Martin eine kurze Nachricht zukommen lassen, die ihn bald schon auf einen anderen Planeten führt – wo ihm Irina Poluschkina ein weiteres Mal, und zwar lebend begegnet.

Während seiner Recherchen, die ihn auf verschiedene Welten des Universums führen, kommt er einem Geheimnis, das sich um die Teleportationssysteme rankt, auf die Spur. Und er ist nicht der Einzige, der auf der Jagd nach dem Schlüssel zu etwas Größerem ist, das Einfluss auf das Schicksal der ganzen Welt haben kann.

Der Roman ist voll von Anspielungen, Reminiszenzen und Querverweisen auf Werke und Autoren der Weltliteratur, von Jack Londons „Martin Eden“ über die – natürlich – russischen Klassiker und die Philosophen der Antike bis zu Stephen King und vor allem und immer wieder die „Welt des Mittags“. Wer je die Bücher der Brüder Strugazki gelesen und lieben gelernt hat, wird verstehen, um was dabei geht und es zu schätzen wissen.


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