Posted by: eleucht | 22. Juli 2015

„Weltengänger“ – Sergej Lukianenko

Weltengänger 001Es ist ein verrückter Tag, als Kirill Maximov nach Hause kommt und in seiner Wohnung eine fremde Frau vorfindet, die steif und fest behauptet, schon zwei Jahre dort zu wohnen. Eine Behauptung, die durch die völlig veränderte Wohnungseinrichtung nachträglich noch unterstrichen wird. Sollte das alles innerhalb eines Tages geschehen sein? Selbst die zu Hilfe gerufene Polizei ist in diesem Fall nicht in der Lage, die Situation zu klären. Jedenfalls nicht in Kirills Sinne.

Doch es soll noch verrückter kommen, denn nach und nach können sich auch Freunde, Verwandte und Bekannte nicht mehr an Kirill erinnern, auch auf seiner Arbeitsstelle ist er unbekannt. Einzig sein langjähriger Freund Kotja steht noch zu ihm, da er Möglichkeiten findet, die Erinnerung an Kirill aufrechtzuerhalten.

Kirills ganze Existenz wurde förmlich ausgelöscht, und zwar total, denn auch seine Eltern wissen nichts mehr von einem Sohn. Hinter all dem ist ein tieferer Sinn verborgen, genauer gesagt, eine ganz spezielle Funktion für Kirill, in die ihn zu vermitteln nur auf die harte Tour möglich war. Seine Bestimmung findet er fortan in einem ausgedienten Wasserturm nahe einer Metrostation. Dieser Turm erweist sich als ein Tor in andere Welten. Und Kirill ist zu einem sogenannten Funktional geworden, einem Zöllnerfunktional, das die Menschen, die den Turm passieren, zu kontrollieren hat. Ihm tun sich allerlei interessante und wunderbare Welten auf, die es zu erkunden gilt, Als Funktional verfügt er über besondere, außergewöhnliche Fähigkeiten, die jedoch fest an seine Funktion, den Turm gebunden sind und nur bis zu einer bestimmten Entfernung wirken. Seine einzige Verbindung zu seiner eigenen Vergangenheit ist noch immer sein alter Freund Kotja.

Kirill entgeht nicht, dass es im Untergrund der verschiedenen Welten brodelt und sich Widerstand formiert. Kirill ist keiner, der alles als gegeben hinnimmt, vielmehr jemand, der ergründen möchte, was um ihn herum vorgeht. Auf diese Weise stößt er auf Dinge, die besser im Verborgenen geblieben wären. Kirill beginnt zu einer Gefahr zu werden. Kann er sich auf seinen letzten Freund, auf Kotja, verlassen?

Lukianenkos Roman lebt durch den Kontrast der ungeschminkt beschriebenen Realität des heutigen Moskaus, die unter anderen auch geprägt ist von alten Stalinbauten und dreckigen, stinkenden Hinterhöfen und den Fantasywelten, die sich gleich dahinter auftun – und sich am Ende oftmals nicht als besser erweisen. Eine fesselnde Geschichte, die nicht ohne  ein Augenzwinkern geschrieben wurde. Und neugierig auf den Folgeband macht.


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