Verfasst von: eleucht | 27. Juli 2017

„Am Horizont die Freiheit“ – Jorge Molist

Horizont 001Ein opulentes, farbenprächtiges Mittelalterpanorama, das alle Elemente eines Spannung versprechenden Abenteueromans enthält – Entführung, Galeeren, Piraten, Sarazenen, Schlachten, Inquisition, Bücher und nicht zuletzt die Liebe.

Als Kind muss der junge Joan den Überfall von sarazenischen Piraten auf sein Heimatdorf miterleben, während dem sein Vater den Tod findet und seine Mutter und Schwestern entführt und als Sklaven verkauft werden. Er und sein jüngerer Bruder kommen auf Geheiß des geistlichen Oberhaupts der Gemeinde nach Barcelona in die Obhut der Kirche. Joan hatte geschworen, seine Familie aus der Sklaverei zu befreien. Doch schon in jungen Jahren gelingt es ihm, beseelt von Gerechtigkeitsgefühl und Freiheitsstreben, nur schwer, seine Gefühle und seinen Zorn im Zaum zu halten. Was ihn oft genug in gefährliche und ausweglose Situationen bringt. Ihr Leben im Kloster müssen sich die beiden Brüder verdienen, so bald sie alt genug zum Arbeiten sind. Joan geht bei einem Buchhändler in die Lehre, sein Bruder Gabriel bei einem Glockengießer. Dabei lernt Joan die hübsche Anna, die Tochter eines Goldschmieds, kennen, in die er sich unsterblich verliebt.

Lange hat sich die Stadt Barcelona gegen den Einzug der Inquisition gewehrt. Doch die katholischen Majestäten Ferdinand und Isabella und der Papst erweisen sich am Ende als mächtiger. Mit der Inquisition zieht in Barcelona die Angst und das Denunziantentum ein. Der Willkür sind Tür und Tor geöffnet.

Als Joans Meister schließlich wegen des Besitzes und Druckes verbotener Bücher auf dem Scheiterhaufen landet, wird Joan zu vielen Jahren als Ruderknecht auf einer Galeere verurteilt. Dank seiner Klugheit und seiner Erfahrung mit Kanonen darf er bald schon die Ruderbänke verlassen. Sein Aufstieg in der Hierarchie des Schiffes ist verbunden mit der Erkenntnis, dass es keineswegs sarazenische Piraten waren, die sein Dorf überfallen haben, sondern niemand anders als die Soldaten des Schiffes, auf dem er sich befindet. Joan schwört dem Admiral der kleinen Flotte Rache – doch als er selbst gezwungen ist, während ihrer Fahrten genau solche Gräueltaten an unschuldigen Dorfbewohnern zu begehen, wird er begreifen müssen, dass die Welt komplizierter ist und sich nicht einfach in gut und böse, in gerecht und ungerecht einteilen lässt. Seine hochfahrende Art und sein unberechenbarer Zorn bringen schließlich sogar seine Liebe in Gefahr …

Dem Ende des Romans fehlt es dann etwas an Dramatik. Der Autor fügt die Handlungsstränge leicht durchschaubar zu einem Happy End zusammen. Das sei am Rande erwähnt. Dafür hat der Autor keine Mühen gescheut, jede Menge Recherchen anzustellen, um dem Leser ein wirklichgetreues Bild jener Zeit zu vermitteln, dem Leser die Gedanken- und Gefühlswelt der Menschen nahezubringen. Das ist ihm ausgezeichnet gelungen, sodass der Roman eine durchweg spannende und kurzweilige Lektüre ist.


Antworten

  1. Mir ist diese detalierte Darstellung enorm wichtig, meist meide ich wegen der Fehlenden neue Romane.


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