Verfasst von: eleucht | 9. April 2019

„Geisternächte“ – André Mumot

Die Bücher, über die ich schreibe oder die ich rezensiere, wurden von mir gekauft. Es gibt keinerlei geschäftliche oder anders geartete Beziehungen zu den Verlagen, Verlagsgesellschaften oder Autoren. Geisternächte 001Ein weiteres Buch, auf das ich durch eine Rezension in Andreas Blog https://leseninvollenzuegen.wordpress.com/ aufmerksam wurde. Und kurz gesagt, das Buch hielt, was die Rezension versprach. Romane wie dieser, in dem Wirklichkeit und Fantasy miteinander verschmelzen, mag ich ja besonders. Und André Mumot gelingt dies auf dezente Weise ganz besonders gut. Er benutzt die Fantasyelemente als Stilmittel, um die Geschehnisse in der Wirklichkeit herauszuheben und zu kolorieren. Mit erschreckender Klarheit wird in diesem Roman der gesellschaftliche Wandel, der gerade in der Republik stattfindet, beschrieben. Das rassistische, menschenverachtende Gedankengut, das Bestsellerautor Arvid Schönfeld in seinen Büchern auf intellektuelle Weise geschickt verarbeitet, fällt in großen Teilen der Bevölkerung auf fruchtbaren Boden. Andere wollen aber dazu nicht schweigen und proben den Widerstand – und müssen dafür teuer bezahlen. Deswegen liegt Jakob Bechstein im Koma. Und nichts deutet darauf hin, dass er aus diesem bald wieder aufwachen wird. Er wurde brutal zusammengeschlagen. Ein Racheakt?

Seine Schwester ist eine erfolglose Schauspielerin, die verzweifelt den Rollenangeboten hinterherrennt. Immerhin erweist sich ihr Talent als nützlich, da sie Séancen veranstaltet, in denen sie ihren Kunden Gespräche mit den Geistern verstorbener Angehöriger vermittelt.

Die kleine Sophie Kramer dagegen sieht den Geist ihres getöteten Bruders, dessen Mörder nie ermittelt wurde. Er möchte ihr etwas mitteilen, ist jedoch nicht in der Lage, mit ihr zu sprechen. Sophie verspricht sich fachkundige Hilfe bei der Wahrsagerin Kathi Bechstein.

Propst Hein ist in missionarischem Eifer unterwegs, den Teufel, der in diese Welt gekommen ist, zu bekämpfen. Dazu ist ihm beinahe jedes Mittel recht. Der Autor Arvid Schönfeld ist nicht nur einer seiner frühesten Freunde, sondern auch sein Verbündeter im Kampf gegen das Böse.

Und da schließt sich beinahe der Kreis, denn all diese Menschen sind auf irgendeine Weise miteinander verbunden, und viele von ihnen tragen dunkle Geheimnisse wie eine schwere Last mit sich durchs Leben.

Manche Erkenntnis kommt viel zu spät und führt trotzdem zum Tod, rettet dafür ein anderes Leben, eine falsche Schlussfolgerung über den Tod von Sophies Bruder endet auf gleiche Weise. Aber vielleicht findet am Ende des Romans dessen Geist Erlösung.

Eine ausgesprochen bewegende Lektüre, geschrieben in einer großartigen, bildhaften Sprache, die kaum jemanden unberührt lassen dürfte.


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