Die Bücher, über die ich schreibe oder die ich rezensiere, wurden von mir gekauft. Es gibt keinerlei geschäftliche oder anders geartete Beziehungen zu den Verlagen, Verlagsgesellschaften oder Autoren.Wenn man sich auf diesen atmosphärisch sehr dicht geschriebenen Roman einlässt, erlebt man das Grauen auf zwei zeitlich verschiedenen Ebenen. Zum Ersten ist da Julia Ansdell, eine amerikanische Musikerin, die von einem Italienaufenthalt die handgeschriebenen Noten eines bislang unbekannten Musikstückes mit nach Hause bringt. Als Julia den aufwühlenden Walzer auf der Geige spielt, geschehen plötzlich unerklärliche Dinge. Ihre dreijährige Tochter verwandelt sich in ein bösartiges Wesen, das den geliebten Hauskater ersticht und später sogar die Mutter mit einer Glasscherbe verletzt. Kann es tatsächlich sein, dass dieser Musik etwas Böses innewohnt, das Menschen grausame Dinge tun lässt?
Da niemand Julia glaubt und man sie selbst für psychisch krank hält, entschließt sie sich, ein weiteres Mal nach Venedig zu reisen. Sie hofft, mehr über diese ungewöhnliche Komposition in Erfahrung zu bringen.
Die Geschichte dieses Walzers erfährt der Leser auf der zweiten Erzählebene. Auf dieser erlebt er das Grauen weniger subtil. Italien in der Zeit des aufkommenden Faschismus. Trotz vieler neuer antisemitischer Gesetze und Verschärfungen im Umgang mit der jüdischen Bevölkerung, glauben viele italienische Juden nicht, dass sie das gleiche Schicksal wie die deutschen Juden erwartet. Nicht wenige von ihnen sind glühende Anhänger Mussolinis. Doch auch die Juden in Venedig ereilt das Schicksal all der anderen, in einer Nacht- und Nebelaktion werden sie zusammengetrieben und deportiert. Eine junge Liebe zwischen zwei musikbegeisterten Jugendlichen, die eine Italienerin, der andere Jude, wird abrupt auseinandergerissen. Der Leidensweg des jungen Mannes in ein Todeslager beginnt. Er wird als einziger der Gruppe aussortiert und damit von seiner Familie getrennt. Er hat von nun an als Musiker einem zynischen deutschen Offizier zu Diensten zu sein. Die Musik einer kleinen Kapelle soll die Todes- und Schmerzensschreie der KZ-Häftlinge übertönen. Die Musik gibt dem jungen Mann Hoffnung, er tut alles fürs Überleben und glaubt, seine große Liebe dereinst wiederzusehen. In dieser Situation entsteht die berauschende Komposition. Doch kurz vor Ende des Krieges beseitigt die SS alle Spuren und Zeugen des Lagers.
Zum Schluss des Romans laufen die Handlungsstränge zusammen. So entfaltet der Walzer auch in der Gegenwart seine Kraft – und erfüllt damit letztendlich seinen Zweck.