Das kleine, eher gemütlich und bieder anmutende Plauen geriet dieser Tage einmal wieder in den Fokus der großen und überregionalen Zeitungen und Nachrichtenmagazine. Schuld daran war der martialische Fackelmarsch der rechtsextremen Kleinpartei III. Weg. Nun ja, ein Oberbürgermeister, der es bei dieser Art Aktionen vorzieht, den Kopf in den Sand zu stecken und den Bürgern rät, die Aufmärsche zu ignorieren, weil er offenbar glaubt, dann würde der Spuk von ganz allein verschwinden, und ein Landratsamt, das mit Anträgen aus dem rechten Spektrum derartig großzügig umgeht, dass diese das quasi als Einladung verstehen, die Grenzen des Zumutbaren immer weiter hinauszuschieben. Allerdings hat die Öffentlichkeit weder weggesehen noch den Aufmarsch ignoriert oder toleriert. Bei all der berechtigten Berichterstattung über das Geschehen am 1. Mai in Plauen wurde also ein wichtiger Aspekt übersehen – der kreative und fantasievolle Widerstand der Plauener Bürger und der demokratischen Institutionen, Organisationen und Vereine. Diesen Initiativen hätte auf jeden Fall mehr Aufmerksamkeit in der deutschlandweiten Berichterstattung gebührt. Das blieb den regionalen Medien vorbehalten.
Dieser Tage säumen ganz andere, sehr freundlich gesinnte Figuren die Plauener Straßen. 30 Holzfiguren von Vater und Sohn dienen als Werbeträger und weisen Besuchern den Weg von der Bahnhofstraße zum Erich-Ohser-Haus. Erich Ohser war ein enger Freund von Erich Kästner und der Schöpfer der Vater-und-Sohn-Comics. Da der Name Erich Ohser durch diese Freundschaft „befleckt“ war, durfte er nach der Machtübernahme der Nazis nicht mehr unter diesem Namen veröffentlichen. So nannte er sich fortan nach seiner Heimatstadt E.O. Plauen. Er war u.a. als Zeichner für Goebbels Propagandablatt „Das Reich“ tätig, machte aber aus seiner Abneigung gegen das NS-Regime keinen Hehl. Eine Denunziation brachte ihn 1944 vor Freislers Volksgerichtshof, dem Vollzug der Todesstrafe kam Erich Ohser durch Selbstmord in seiner Zelle zuvor.
Die Freundschaft von Erich Kästner und Erich Ohser wurde übrigens in dem Film „Kästner und der kleine Dienstag“ thematisiert, den die ARD 2017 kurz vor Heilig Abend ausstrahlte.