Verfasst von: eleucht | 24. Oktober 2019
„Geschichte der deutschen Sprache“ – Thorsten Roelcke
„Nur mit der Kenntnis der Vergangenheit der deutschen Sprache können wir ihre Gegenwart hinreichend begreifen und angemessen beurteilen.“ Mit diesen Worten beendet Thorsten Roelcke, der Leiter der Zentraleinrichtung Moderne Sprachen (ZEMS) an der Technischen Universität in Berlin, seine in der C.H.Beck-Wissen-Reihe publizierte Abhandlung über die Geschichte der deutschen Sprache. Einmal mehr macht er deutlich, wie sehr sich gesellschaftliche und politische Entwicklungen und die Sprache gegenseitig beeinflusst haben. Wenn im Laufe der Jahrhunderte auch das Nationalbewusstsein der Deutschen wuchs, so gab es doch lange keine einheitliche Sprachregelung. Eine sprachliche Norm zu finden, war ein langwieriger Prozess, der sich bis zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert hinzog.
Sprache schleift sich über Generationen hinweg ab, sie wird, so könnte man sagen, ökonomischer. Sie verändert sich, bewahrt aber trotzdem ihre Vielfalt und ihre differenzierte Ausdrucksweise. Wörter verschwinden aus dem Sprachschatz, andere kommen hinzu, ebenso kommt es zu Neubildungen. Wie sich die Sprache im Laufe der Jahrhundert entwickelte und welche Personengruppen maßgeblich darauf Einfluss hatten, ist ebenfalls ein Thema dieses Büchleins. Latein und Französisch hatten in der Vergangenheit einen großen Einfluss auf die deutsche Sprache, so wie es heute das Englische hat. Lehnwörter und übernommene Ausdrücke zeugen davon. Immer wieder gab und gibt es auch Versuche von Sprachgesellschaften und selbsternannten Sprachpuristen, das Deutsche von allem Fremden zu befreien und durch deutsche, oder wie in der früheren DDR durch systemrelevante Begriffe zu ersetzen. Vor allem nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon entwickelte sich ein großer Patriotismus, der darauf zielte, alles Französische aus der deutschen Sprache zu verbannen. Wäre es nach diesen Gesellschaften gegangen, würden wir heute die Nase (Ursprung aus dem Lateinischen nasus) wohl als Gesichtserker bezeichnen. Es war überraschenderweise Hitler, der diesem unsinnigen Treiben durch Führererlass ein Ende setzte.
Sprache lebt in und mit den Menschen, entwickelt sich weiter und nimmt neue Einflüsse auf und assimiliert Begrifflichkeiten, die die jeweilige Zeit widerspiegeln. Durch Angleichen, Normieren und Regeln bleibt die Vielfalt in der sprachlichen Einheit erhalten.
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