Der dunkle Flügelschlag der Nacht verzaubert die Welt, raubt dem Tag die Klarheit und die scharfen Konturen. Sternenschleier wehen glitzernd übers Land. Das große Ganze versinkt im Schwarz, während das kleinste Licht noch weithin zu sehen ist. Der Wind weht Flüstern an mein Ohr, Worte, die weit entfernt ausgesprochen wurden und doch ganz nah sind. Der Mond, gehüllt in seinen fahlen Glanz, lächelt dazu. Der Mond und ich, wir verstehen.
Die Dunkelheit öffnet der Wahrnehmung die verborgene Pforte in die Welt jenseits der kalten Wirklichkeit. Im Sternenstaub erahnen wir die Existenz verloren geglaubter Seelen, die einander suchen und sich manchmal auch finden. Dann hüllen sie sich in das silberne Gespinst der Wolken und tanzen Walzer auf blassgelben Mondstrahlen.
Im Haus erwachen die Schatten, sie kriechen die Wände hoch und gleiten lautlos über den Boden. Sie meiden das Licht. Sie sind überall, doch sie verschweigen die Nachrichten aus der anderen Welt. Sie tanzen in Gardinen, die der Wind, der durchs Fenster weht, bewegt. Sie strecken ihre Finger nach allem Lebenden aus und zittern im Rhythmus der flackernden Flamme einer einsamen Kerze. Sie stehlen unausgesprochene Worte. Doch letztlich erweisen sich die Schatten als flüchtig und vergänglich, sie sind wie Erinnerungen an einen unbedeutenden Traum, die im Licht des neuen Tages verblassen.
Doch die Sicherheit ist trügerisch. Wenn am Abend die Sonne dem Horizont immer näher kommt, erwachen die Schatten zu neuem Leben und kehren zurück in die Welt.
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