Verfasst von: eleucht | 8. Mai 2020

Florian Schneider und die neue Volksmusik – Ein weiterer Nachruf

No More Heroes betitelte ich gestern meinen mit persönlichen Erinnerungen verbundenen Nachruf auf den Stranglers-Keyboarder Dave Greenfield. Florian Schneider sah nie wie ein Held aus, eher wie der Buchhalter von nebenan. Schon als Jugendlicher fiel er durch das Tragen von Trachten und kurzen Haaren auf, in einer Zeit, in der lange Haare und Hippie-Outfit angesagt waren. Und doch sollte Florian Schneider zu einem der einflussreichsten Musiker werden, der die Popwelt nachhaltig beeinflusst und weiterentwickelt hat. Zusammen mit dem kongenialen Partner Ralf Hüter gründete er die Gruppe Kraftwerk. Heute hat die Band Kultstatus, in der Vergangenheit waren Vertreter des Krautrocks im Ausland, speziell in den englischen Clubs, aber viel populärer als in der Heimat, allen voran Kraftwerk und Can.

Das erste Musikstück, das ich von Kraftwerk hörte, hieß „Ruckzuck“ und stammte von ihrem Debüt-Album. Ein treibender Rhythmus, auf den ein fieberndes Flötenspiel gelegt war. Das Stück schaffte es zur Titelmelodie der politischen Fernsehsendung Kennzeichen D. Dieses Album gehörte auch zu den wenigen Westschallplatten, die dank eines guten Freundes und eines dreistelligen Betrages in Ostmark in meinen Besitz kamen. Es war eben Musik im Grenzbereich des progessive Rock, des Artrock, der Avantgarde und des Experimentalrocks. Da gehörte die elektronische Musik einfach dazu.

Am vergangenen Sonntag ist Florian Schneider einem Krebsleiden erlegen, er starb im Alter von 73 Jahren. Die neue Volksmusik, die er kreierte, lebt derweil weiter und wird mit Sicherheit an seine Pionierarbeit erinnern.


Kategorien

%d Bloggern gefällt das: