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George R. R. Martin gilt als der derzeit erfolgreichste Fantasy-Autor. Das mehrteilige Meisterwerk „Das Lied von Eis und Feuer“ zeugt davon, die darauf basierende Serie „The Game of Thrones“ ist längst Kult. Der vorliegende Band „Armageddon Rock“ entstand schon davor. Stephen King, in dessen Werken Rockmusik auch eine nicht unbedeutende Rolle spielt, bezeichnet „Armageddon Rock“ als „besten Roman über die Popmusik-Kultur der 60er Jahre“. Dem kann man nur zustimmen, auch wenn Fantasy und Wirklichkeit zu einer atmosphärisch sehr dichten Geschichte verschmelzen. Wer die Zeit der 60er und 70er noch selbst erlebt hat, wird viel Bekanntes in diesem Buch wiederfinden, vielleicht sogar sich selbst wiedererkennen.
Als der Autor und Journalist Sander Blair, genannt Sandy, aufbricht, um für seine frühere Zeitschrift über den grausamen Mord an einem Musikproduzenten zu recherchieren, wird schnell klar, dass die Musik und die Musiker von dessen früherer Erfolgsband Nazgúl dabei eine entscheidende Rolle spielen. Wurde der charismatische Sänger der Gruppe doch 1971 während eines legendären Auftritts auf einem Popfestival von einem Scharfschützen erschossen. Der Mörder konnte nie ausfindig gemacht werden. Und die Umstände des Mordes an dem Produzenten orientieren sich am Text eines der erfolgreichsten Songs der Band Nazgúl.
Auf seiner Reise quer durch die Vereinigten Staaten, die ihn zu den ehemaligen Mitgliedern der Band führt, besucht Sandy Blair auch alte Freunde. Erstaunt muss er feststellen, auf welche unterschiedliche Weise sie sich im Laufe der Jahre verändert haben. Einst träumten sie alle den Traum der Hippies, die Welt zu verändern, von der Revolution gegen das Establishment. Doch sie alle wurden von der Wirklichkeit regelrecht eingeholt, und diese Realität hat sie auf verschiedene Weise verändert. Sie wurden erfolgreiche Geschäftsleute oder versponnene Esoteriker. Erfahrungen ähnlicher Art hat vielleicht auch hier so mancher gemacht, selbst wenn er auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs zu leben gezwungen war. Der Traum von einer besseren, gerechteren Welt machte nicht vor Grenzen halt. Diese Rückblenden, die Sandy Blair erlebt, sind ein wichtiger Aspekt in dieser Geschichte, sicherlich verraten sie auch einiges über den Autor.
Bald soll Sandy Blair erfahren, dass eine Reunion der legendären Nazgúl bevorsteht. Ein Sänger, der seinem Vorgänger sogar ähnlich sieht, wurde gefunden. Die Proben, denen Blair beiwohnt, verlaufen allerdings alles andere als zufriedenstellend.
Spät erst wird ihm klar, dass hinter dem Projekt mächtige Kräfte stehen, die nicht nur Geld, sondern auch Blut in die Sache investieren. Und diese verfolgen ein Ziel, sie wollen vollenden, was in den 60ern begann. Der „Armageddon Rag“, ein Kultsong der Band, ist dabei von großer Bedeutung, genauso wie die Person Sandy Blair. Wer immer auch im Hintergrund die Fäden zieht, zu spät erkennt Sandy Blair, wie gefährlich dieses Spiel sein wird, auf das er sich eingelassen hat. Die Frage ist, ob er es durchschauen wird, ob er die richtige Entscheidung zu treffen in der Lage ist.
Etwas Bedrohliches lauert hinter den Konzerten der Nazgúl, eine gewaltige, gewalttätige Macht, deren Bedrohlichkeit das Nahen der Zombiearmee in „Game of Thrones“ schon ein bisschen vorwegnimmt.
Aus literarischer Sicht hat das neue Jahr jedenfalls hervorragend begonnen.