Verfasst von: eleucht | 8. Juni 2022

Windräder, Atombomben und Kannibalen

Dass keineswegs massenweise Vögel durch die Rotorblätter von Windkraftanlagen getötet werden, wie oft fälschlicherweise behauptet wird, mag für viele wie eine erfreuliche Nachricht klingen. Wenn man nun aber davon ausgeht, dass es sich bei den sogenannten Vögeln gar nicht um Vögel handelt, sondern um Überwachungsdrohnen der Regierung, könnte man zu der Meinung kommen, da ist noch mehr Potential drin. Klar, die Intention der Windräder besteht primär in der Erzeugung von Strom, ein positiver Nebeneffekt aber ist, dass dabei immer mal wieder ein paar der Drohnen vom Himmel gesäbelt werden und damit die flächendeckende Überwachung ein kleines bisschen beeinträchtigt wird. Die Effektivität ließe sich auf einfache Weise steigern, indem man den Bau von Windkraftanlagen forciert. Die Formel ist einfach – je mehr Windräder, desto weniger Drohnen, umso weniger Überwachung. Also auf zum Überwachungsdrohnenoverkill. Don’t forget: Birds Aren’t Real.

Wem das jetzt noch nicht absurd genug ist, dem sei ein Blick in die Gedankenwelt des selbsternannten Lieblingspräsidenten der Amerikaner empfohlen. Donald Trump war während seiner Amtszeit der Meinung, dass die Chinesen über geheime Waffen verfügen könnten, mit denen sie Wirbelstürme auf die Küste der Vereinigten Staaten schießen. Seiner eigenen Philosophie folgend, konnte die Ursache für die Häufigkeit und Stärke der Hurrikans auf keinen Fall die globale Erwärmung sein, also musste ein anderer dafür herhalten. Am besten der Lieblingsfeind von Trump, der für alles Übel der Welt verantwortlich ist – China. Zwei hochrangige Beamte, die namentlich nicht genannt werden möchten, haben sich kürzlich dazu in einem US-Magazin geäußert. Man erinnert sich vielleicht, dass einige Hurrikans das erste Jahr von Trumps Amtszeit gründlich verhagelt haben. Erwähnt sei nur Wirbelsturm „Maria“, der Puerto Rico verwüstet hat. Trump hatte daraufhin Sicherheitsexperten damit beauftragt, zu überprüfen, ob Hurrikans vielleicht mit Atombomben angegriffen werden können. Dem Vernehmen nach sollen die Experten das Treffen ziemlich ratlos verlassen haben.

Zum Glück, möchte man anfügen, hat Trump nicht seinen Kumpel Wladimir gefragt. Oder hat er doch?

Apropos Wladimir Putin. Dessen Propagandamaschine läuft nicht erst seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine auf Hochtouren. Nun hat man aber noch einen Zahn zugelegt, vor allem sicher, um dem eigenen Volk vor Augen zu führen, dass sich der Westen doch viel, viel mehr wegen der gegen Russland erhobenen Sanktionen schadet. So überraschte der russische Fernsehsender Tsargrad TV, der dem Putin-Vertrauten Konstantin Malofejew gehört, die Zuschauer mit der hochaktuellen Nachricht, dass die Not in Großbritannien bereits so groß ist, dass den Briten bald nichts mehr anderes übrig bleibt, als sich gegenseitig aufzufressen. Dem Vereinigten Königreich drohe Kannibalismus. In einigen Städten sei bereits der Notstand ausgerufen. Da kommt das Misstrauensvotum gegen Boris Johnson offensichtlich zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, denn wenn er jetzt der Opposition und der Presse zum Fraß vorgeworfen wird, dann besteht nach Meinung der russischen Propaganda also durchaus die Gefahr, dass man das wörtlich nehmen müsste.

Und dann war da noch Sahra Wagenknecht. Die Sahra mit dem H in der Mitte. Während Russland über viele Wochen und Monate an der Grenze zur Ukraine mehr als hunderttausend Soldaten und schweres Kriegsgerät in Stellung brachte (ja, wir alle haben gehofft, es möge sich um eine Machtdemonstration handeln), während Putin in pseudohistorischen Schriften und Reden der Ukraine das Existenzrecht absprach und während die Russen in der Ukraine schlimmste Kriegsverbrechen begehen, setzte sich die Linkenpolitikerin in die Talkshow von Markus Lanz und erklärte im Brustton der Überzeugung, dass der Krieg, den man in Russland gar nicht Krieg nennen darf, durch eine Kurzschlussreaktion von Wladimir Putin zustande kam und dass er das längst bereut hätte. Die Blicke der anderen Studiogäste sprachen Bände, die Reaktionen ließen auch nicht lange auf sich warten.

Nein, Sahra Wagenknecht hat keinesfalls den Verstand verloren, im Gegenteil, sie hat einen messerscharfen Verstand und weiß ihn einzusetzen. Eine Provokation um der Provokation willen, um die Diskussion anzuheizen, verbietet sich bei diesem Thema ebenfalls. Wenn Sahra Wagenknecht also solche Worte von sich gibt, tut sie das mit voller Absicht. Sie kehrt damit die Täter-Opfer-Rolle um, wirbt um Verständnis (und vielleicht auch um Mitgefühl) für jemanden, den man zu Recht als Kriegsverbrecher bezeichnen kann. Wohlwollende Worte wie diese und eine halbherzige, mit vagen Worten geäußerte Verurteilung des Angriffskrieges sind Werbung für Putin, und das, während die russischen Soldaten in seinem Namen systematisch ein Land in Schutt und Asche legen, Zivilisten grundlos ermorden, stehlen, Frauen und Kinder vergewaltigen und letztendlich auch die ganze Welt wegen der ausbleibenden Getreidelieferungen in Geiselhaft nehmen.

Es ist offensichtlich, dass Teile der Linken gar nicht in der Lage sind, die Perspektive ihrer Weltsicht der Realität anzupassen, dass sie das vielleicht auch gar nicht wollen. Ich sehe darin vor allem die Fortführung der alten SED-Propaganda, nach der Imperialismus, Militarismus, Faschismus und Neonazismus Elemente der westlichen Welt und speziell der NATO sind. Alte Feindbilder gibt man offenbar nicht so gerne auf.

Politiker der Linken haben im Osten der Republik in den vergangene Jahren auf lokaler und regionaler Ebene durchaus gute Arbeit geleistet, pragmatisch und auch weitgehend ideologiefrei. Wird durch solche Auslassungen nicht auch die Arbeit der vielen Menschen aus dem linken Spektrum, die sich für ihre Region eingesetzt haben, einfach zerstört? Es gibt zu viele, die für Ideologien dieser Art ein offenes Ohr haben. Am Ende ist es offenbar alles andere als abwegig, die Linke und die Rechte als zwei Seiten ein und derselben Medaille zu sehen. Und das ist leider alles andere als absurd.


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