Posted by: eleucht | 25. September 2022

Classic Rock Sunday

Eine russische Sängerin machte in der vergangenen Woche Schlagzeilen. Alla Pugatschowa war mir schon zu DDR-Zeiten ein Begriff. Dunkel taucht die Erinnerung an einen Song über einen Harlekin auf und Auftritte im DDR-Fernsehen. Was ich von ihr hörte, ging eher in die Richtung Schlager, also mehr oder weniger an mir vorbei. Ich hätte es aber nie für möglich gehalten, dass Alla Pugatschowa so viele Jahre später noch einmal ein Thema sein würde, und das noch im Zusammenhang mit Krieg. In der gegenwärtigen Situation erweist sie sich alles andere als systemtreu.

Sie ist mit dem Komiker Maxim Galkin verheiratet, der schon sehr zeitig seine Stimme gegen russlands verbrecherischen Angriffskrieg gegen die Ukraine erhob und deswegen vom Kreml auf die „Liste der ausländischen Agenten“ gesetzt wurde. Die beiden leben seitdem in Israel. Über Instagram verlangt sie aus Solidarität für ihren Mann ebenfalls auf diese Liste gesetzt zu werden. Sie fordert das Ende des Sterbens der Jungs für illusorische Ziele und scheut auch nicht davor zurück, sich mit einem prominenten Regisseur anzulegen, aus dem ein glühender putin-Verehrer geworden ist.

Die russischen Propagandisten und Nationalisten reagierten prompt mit gewohnter Schärfe, der Kreml gibt sich verhältnismäßig zurückhaltend. Dabei wurde Alla Pugatschowa bereits im Zusammenhang mit dem Tod von Michail Gorbatschow zensiert. Aus einem Post von ihr wurde alles entfernt, was auch nur annähernd nach Kritik hätte klingen können.

Alla Pugatschowa ist eine Ikone des Pop in ihrem Land, sie genießt den Status eines Kultstars. 1985 hat sie zusammen mit Udo Lindenberg in Moskau dessen Lied Wozu sind Kriege da? interpretiert. Sie ist eine Institution, der sehr viel Vertrauen entgegengebracht wird. Natürlich wird auch ihre Kritik am System putin den Krieg nicht beenden, aber vielleicht gelingt es ihr, ein paar mehr Menschen zum Nachdenken zu bewegen.

Das Stück Million Scarlet Roses stammt von Raymond Paul, den ursprüngliche Text schrieb eine lettische Dichterin. Später bekam das Stück einen neuen Text von einem russischen Musiker, der die Geschichte von der Liebe eines georgischen Künstlers zu einer französischen Schauspielerin zum Inhalt hat. Eine großartige Melodie, die das Zeug zum Klassiker hat.


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