Die Bücher, über die ich schreibe oder die ich rezensiere, wurden von mir gekauft. Es gibt keinerlei geschäftliche oder anders geartete Beziehungen zu den Verlagen, Verlagsgesellschaften oder Autoren.

Im Jahre 1348 wird die Stadt Caffa am Mittelmeer, in der sich eine Niederlassung der Republik Genua befindet, von der Goldenen Horde belagert. Als im Lager der Tataren die Pest ausbricht, werden alle Zugänge zur Stadt geschlossen, um die Ausbreitung der schnell wirkenden, tödlichen Krankheit zu verhindern. Da die Tataren aber Pesttote als Waffe benutzen und mit Katapulten in die Stadt schießen, ist die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten. Trotz der Sperre des Hafens gelingt einigen wenigen Schiffen die Flucht – mit sich transportieren sie neben der wertvollen Fracht die Pest. Diese breitet sich schließlich entlang der italienischen Küste und von da aus über fast ganz Europa aus. Es scheint jedoch, als ob es da jemanden gibt, der ganz bewusst nachhilft, die Erreger der Pest in möglichst vielen Städten zu verbreiten. Er findet willfährige Helfer unter den Ausgeschlossenen der Gesellschaft. Ist er der Engel des Todes oder ein religiöser Fanatiker? Was niemand weiß, am Anfang handelte er im Auftrag einer höheren Macht.
Eingebettet in dieses historisch verbürgte Geschehen ist die Liebesgeschichte zwischen der italienischen Adligen Gisela d’Osoppo und dem Spross der jüdischen Kaufmannsfamilie Joseph ben Kesher. An ihrem Beispiel arbeitet der Autor die von Spannungen geprägten Beziehungen zwischen Christen und Juden in jener Zeit ab, zumal bald schon für den Ausbruch der Pest die Juden verantwortlich gemacht werden. Wenn man manche Entwicklungen in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie der heutigen Zeit betrachtet, so kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Gefühlswelt und Anwendung des Wissensstandes der Menschen heute nicht weit entfernt vom Mittelalter sind.
Eine interessante Lektüre, in der fiktive Personen mit tatsächlichen Persönlichkeiten der Geschichte zusammentreffen und fiktive Ereignisse vor dem Hintergrund des tatsächlichen Geschehens ablaufen. Dem Autor gelingt ein großartiges Sittengemälde im Breitwandformat, wenngleich ich beim Lesen auch fand, dass manche der agierenden Figuren überhöht und idealisiert dargestellt worden sind. Vielleicht waren es ja die Lichtpunkte in dieser dunklen Zeit.