Die Musik von Luna aus Kyiv ist eine Mischung aus ukrainischen Volksweisen und Retro-Pop der 90er mit jeder Menge New Wave-Einfluss. Kristina Voloshchuk, die Sängerin der Band, nennt Portishead, Radiohead und Underworld als musikalische Vorbilder. Als Teenager hatte sie eine Ballettausbildung, was ihren Auftritten zugute kommt. Da wirkt sie wie eine Mischung aus Kate Bush und Iggy Pop, wenn sie einerseits grazil tanzt und sich andererseits im Abendkleid in Punkpose auf dem Boden wälzt. Ihre Videos lassen sie wie eine ukrainische Lana del Rey erscheinen, live ist sie zusammen mit ihren drei Mitmusikern viel rauer und expressiver.
Bei Live-Auftritten in der Heimat ist nicht selten ferner Kanonendonner zu vernehmen, die Hallen sind vielfach ungeheizt, trotzdem strömen die Menschen, die sich nach etwas Normalität sehnen, zu den Auftritten. Da stehen dann auch Notstromaggregate bereit, um die häufigen Stromausfälle zu überbrücken. Nicht viele Künstler können von sich behaupten, dass die Verteidiger des Asov-Stahlwerkes in den von den russen eingekesselten Kellerräumen ihre Musik gehört haben.
Die Geschichte der Kristina Voloshchuk beginnt in der Nähe meiner Heimatstadt, sie wurde 1990 in Karl-Marx-Stadt geboren, als Tochter eines Armeeangehörigen der damaligen Besatzungsmacht in Ostdeutschland. Die fünf Vogtlandkreise gehörten bis zur Verwaltungsreform zum damaligen Bezirk Karl-Marx-Stadt. 1994 zogen die russen ab, sodass Kristina Voloshchuk nicht mehr erlebte, was in der DDR geschah, dafür wurde sie Teil der Maidan-Revolution. Sie produzierte in jener Zeit erste Songs, die sie hauptsächlich auf Newcomer-Plattformen wie Bandcamp veröffentlichte. 2006 schrieb die „Vogue“ über sie: „Das unwahrscheinlichste Gesicht, das je eine Revolution angeführt hat.“