Posted by: eleucht | 29. Mai 2012

Mai

Alles neu macht der Mai. So heißt es jedenfalls in einem Volkslied, dessen Text Hermann Adam von Kamp verfasst hat. Manchmal macht der Mai aber auch nur ein kleines bisschen was neu, und wir bekommen’s vielleicht gar nicht mit. Es sei denn, es ist besonders groß, besonders bedeutend oder es fällt total aus dem Rahmen. Dabei hat der Mai diesmal doch besonders viel Aufwand betrieben, um seine Neuerscheinungen anzukündigen. Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein. Und die Eisheiligen hat er auch vorbeigeschickt. Man hätte beinahe glauben können, sie wollten gar nicht mehr gehen.

Wer blind vor Eile durch die Stadt oder hinter dem Einkaufswagen durch den Supermarkt rast, dem könnte manches entgehen. Außer vielleicht die bunte Blütenpracht der Sonderangebote im Gartenbaumarkt. Aber die graue Ecke vor der alten Hausmauer, die der Mai mit frischem Grün geschmückt hat, übersieht man schnell. Der Rasen des Stadtparks ist mit dem Weiß der Gänseblümchen und dem Blau der Glockenblumen gesprenkelt, der Apfelbaum hinterm Haus entfaltet für eine Weile die weiße Pracht seiner Blüten, zwischen dem Grün der Wälder und Wiesen leuchten in strahlendem Sonnengelb die Felder.

Nun liegt der schöne Monat Mai, der das Versprechen eines großartigen Sommers mit sich trug, schon in den letzten Zügen. Neues ist längst vertraut, der goldgelbe Raps und das reifende Korn auf den Feldern rufen bereits nach dem Schnitter, der prächtigen Blüte wohnt Vergänglichkeit inne und einmal fällt auch der rotwangige Apfel unbeachtet vom Baum und fault im hohen Grase vor sich hin.

Der Mai macht vieles neu, aber nur wenig hat Bestand. Ehe man sich richtig daran erfreuen kann, ist er schon vorüber.


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