Posted by: eleucht | 31. Oktober 2012

“Thick as a Brick 2” – Ian Anderson

Gerald Bostock, ein achtjähriger Junge, hat sich Gedanken über die Welt gemacht und diese in einem langen Gedicht verarbeitet, dem er den Titel „Thick as a Brick“ (Dumm wie Bohnenstroh) gab. Er schickte den Text an die Band Jethro Tull mit ihrem Mastermind Ian Anderson, die daraus eines der bedeutendsten Werke des Progressive Rock machten. Auf dem Cover der Platte findet sich die Titelseite der Zeitung St. Cleve Chronicle, die ausführlich darüber berichtet. Das alles geschah im Jahre 1972, Jethro Tull waren zu jener Zeit im Zenit ihrer Karriere. „Thick as a Brick“ wurde ihr erstes Nr. 1 – Album.

Die Tatsache, dass eine der wichtigsten Bands jener Zeit das Gedicht eines Kindes vertonte, war außergewöhnlich genug, um jede Menge Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen – und Jethro Tull taten alles, oder zumindest sehr viel, um den Glauben an diese Version der Geschichte aufrechtzuerhalten. Natürlich hat den Text zu „Thick as a Brick“ kein anderer als Ian Anderson selbst verfasst. Das Album bestand aus einem Stück, das sich über zwei Seiten von jeweils etwas über zwanzig Minuten erstreckte. Zu dieser Zeit wurden sogar solche langen Stücke hin und wieder im Radio gespielt. Man saß mit schwitzenden Händen vor dem Aufnahmegerät und hoffte, dass man das Stück in seiner gesamten Länge auf das Band bekam. In fünfundzwanzig Minuten konnte in einer Zeit, in der sogar ein Staubsauger in der Nachbarwohnung Störgeräusche verursachte, eine Menge passieren, um eine Aufnahme zu ruinieren.

Viele der rockigen Melodien des komplexen Werkes hat man, einmal gehört, lange nicht mehr aus dem Kopf bekommen, sie verfolgten einen oft wochen- und monatelang. Auch später brauchte man nur ein oder zwei Akkorde zu hören und wusste sofort, das ist “Thick as a Brick”.

Genau vierzig Jahre später hat sich Ian Anderson frohgelaunt daran gemacht, eine Fortsetzung zu schreiben, „Thick as a Brick 2“. Er spielt dabei mit den verschiedenen Möglichkeiten, was inzwischen aus dem ehemaligen gedichteschreibenden Jungen Gerald Bostock geworden sein könnte. Zum Beispiel ein Banker, „Banker bets, banker wins“ – Ian Anderson wie meist nah am Zeitgeschehen -, oder ein bigotter Geistlicher; ebenso hätte er eine Karriere beim Militär machen können, er könnte ein schwuler Obdachloser sein oder aber ein ganz normaler Mensch wie du und ich, der gerne mit seiner Modelleisenbahn spielt. Die einzelnen Stücke gehen ineinander über und werden so zu einem Gesamtwerk. Eingespielt hat Ian Anderson die CD mit seiner aktuellen Tourband, wenn man es nicht weiß und die Augen schließt, glaubt man seine alten Kumpels von Jethro Tull mit ihm im Studio zu sehen.

Die Zeitung St. Cleve Chronicle ziert wieder das Cover der CD, aktualisiert als Homepage, wie sie auch tatsächlich ins Internet gestellt wurde: http://www.stcleve.com/


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