Hat nicht vielleicht jeder sich schon einmal vorzustellen versucht, wie die Geschichte unserer Welt verlaufen wäre, wenn zum Beispiel Napoleon einen anderen Beruf als den des Kaisers ergriffen hätte oder aus Adolf Hitler ein angesehener Kunstmaler geworden wäre, der die Finger von der Politik gelassen hätte? Das Schicksal der ganzen Welt liegt manchmal in den Händen einzelner Personen. Vielleicht hat sich die eine oder andere Welt im Multiversum ganz anders entwickelt.
Der Kampf von Kirill Maximow geht weiter. Das ist der Folgeband zu „Weltengänger“, an dessen Ende er seinen Job als Funktional hingeschmissen hat und in seine angestammte Welt im heutigen Russland zurückgekehrt ist. Doch es gibt Kräfte auf dieser und in anderen Welten, die nicht vergessen haben, was er getan hat und die keineswegs aufgehört haben, ihn zu jagen. Und es scheint tatsächlich so, als würde Kirill noch immer über einen Teil seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten, die ihm als Funktional zur Verfügung standen, verfügen. Da taucht ausgerechnet auch noch sein alter Freund Kotja wieder auf, der im ersten Band eine sehr dubiose Rolle gespielt hat. Hat er sich nun auf Kirills Seite geschlagen? Es scheint jedenfalls so.
Kirill hat sein altes Leben als Verkäufer in einem Computerladen wieder aufgenommen. Doch bald schon muss er begreifen, dass ihm gar nichts anderes übrig bleibt, als erneut den Kampf gegen die Mächte aufzunehmen, die das Leben in den verschiedenen Welten zu beherrschen trachten und die Menschen manipulieren. Schon weil er selbst überleben möchte. Zum Glück findet er Verbündete, denn nicht alle Welten sind bereit, sich dem Diktat der im Verborgenen Agierenden zu unterwerfen.
Es macht Spaß, den philosophischen Gedanken, die der Autor jedem Kapitel voranstellt, zu folgen. Es mag recht hilfreich sein, wenn man sich etwas in der Geschichte Russlands und der Sowjetunion auskennt und einem die Mentalität der russischen Menschen nicht ganz unbekannt ist, um all die kleinen und großen Andeutungen und Verweise auf Kunst, Politik und Gesellschaft zu verstehen. In Lukianenkos Büchern lebt die russische Seele.
Der Showdown – man höre und staune – kommt ganz ohne Krawumm und großes Getöse á la Terminator aus und es gibt auch keinen Krieg der Welten, und trotzdem ist das Ende spektakulär. Und ganz im Stile Lukianenkos wohnen dem großen Finale nur zwei betrunkene Penner bei. So viel sei noch verraten, das Ende wird den Leser kaum unberührt lassen und ihm seine eigene Bedeutung im Ränkespiel der Mächtigen in diesen und in jenen Welten vor Augen führen.
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