Mauern schützen, Mauern trennen, Mauern sperren Menschen aus und sie sperren Menschen ein. Mauern sind nicht einfach da, sie werden errichtet. Von Menschen. Für Menschen. Gegen Menschen. Bewehrt mit Stacheldraht und Maschinengewehren.
Mauern sind sichtbar und man bekommt sie zu spüren, wenn man gegen sie anrennt. Wer eingesperrt ist von Mauern, empfindet Hass auf sie, der Verbrecher ebenso wie der Gerechte.
Wie alles von den Menschen Geschaffene kann man Mauern zerstören, einreißen, schleifen, sprengen, überwinden, zum Einsturz bringen, Stein für Stein abtragen.
Das Einreißen einer Mauer erweitert den Horizont, eröffnet den Schritt in neues, unbekanntes Land. Kein Paradies wird man dahinter entdecken, vielleicht auch nur eine Welt voller Gräben und Hindernisse. Wer vermag schon zu sagen, ob man jenseits einer Mauer willkommen ist oder ob einem Hass entgegenschlägt. Oft genug projizieren wir unsere eigenen Gedanken und Vorstellungen auf das Neue, das Unbekannte.
Mauern hinterlassen Spuren in den Menschen, sie manifestieren sich in den Seelen. Diese Mauern sind unsichtbar – und manchmal sind sie höher und härter als jene aus Beton. Manche von ihnen scheinen für die Ewigkeit geschaffen. Sie werden sichtbar in Gedanken, Worten und Bildern, in Vorurteilen und Lügen, verfestigt mit dem Hass auf die Welten jenseits des inneren Walls. Wir errichten die Mauern, mit denen wir uns einsperren, in uns selbst …