
Bad Frankenhausen liegt am Südhang des Kyffhäusergebirges und macht den Eindruck eines schönen verschlafenen Städtchens. Dabei gab es eine Zeit, in der der Name Bad Frankenhausen alles andere als schöne Assoziationen weckte, speziell wenn man Angehöriger der NVA (Nationale Volksarmee, die Streitkräfte der ehemaligen DDR) war. In der Kaserne Bad Frankenhausen war ein Regiment der 11. MSD (MOT-Schützendivison, wichtiger Teil der Landstreitkräfte der NVA, entspricht der Infanterie) stationiert, und deren Ruf war innerhalb der Truppe nicht gerade – und das ist noch ein beschönigender Ausdruck – der beste. Ich hatte die zweifelhafte Ehre, dort in einer kleineren Einheit mein drittes und letztes Diensthalbjahr zu verbringen. Die Versetzung Ende 1976 von Leipzig nach Bad Frankenhausen hatte seinen guten Grund, über den ich bereits an dieser Stelle https://eleucht.com/2010/08/29/salli/ schon einmal geschrieben hatte. Im gleichen Jahr begann auf dem Kyffhäuser der Leipziger Maler Werner Tübke mit der Arbeit am großen Panoramagemälde über den Deutschen Bauernkrieg, auch als Revolution des gemeinen Mannes bekannt. In der DDR wurde er auch als erste frühbürgerliche Revolution bezeichnet. Es dauerte zwölf Jahre bis zur Fertigstellung. Es ist ein beeindruckendes Werk von monumentaler Größe, was Ausführung und auch Sujet betrifft. Tübke beließ es nicht bei der Darstellung eines von der Partei- und Staatsführung gewünschten Schlachtengemäldes, in dem Werk finden sich unzählige geschichtliche und religiöse Verweise. Da es sich bei dem Werk um eine Panorama handelt, kommt der Gedanke von Friedrich Nietzsche über die Ewige Wiederkunft, der zufolge sich alles unendlich oft wiederholt, mehr als deutlich zum Ausdruck. In dem Werk wird der Theologe und Reformator Thomas Müntzer überhöht und an herausragender Stelle präsentiert, also als bedeutender dargestellt als beispielsweise Luther oder Melanchthon. Aber da das Panorama den Bauernkrieg zum Thema hat, geht das in Ordnung. Man findet Müntzer u.a. unterm Regenbogen der Hoffnung auf eine bessere Zeit, aber er hat seine Fahne des Aufstands bereits resignierend gesenkt.



Heute ist Bad Frankenhausen vor allem als Stadt mit dem schiefsten Kirchturm Deutschlands bekannt. Das sieht tatsächlich beängstigend aus. Das Mauerwerk wird durch Stützen gesichert. Ein Neuaufbau der Kirche ist geplant.

Die Kaserne in Bad Frankenhausen existiert auch noch. Heute ist dort die Bundeswehr stationiert.