Verfasst von: eleucht | 22. September 2021

„Ultimatum“ – Christian von Ditfurth

Die Bücher, über die ich schreibe oder die ich rezensiere, wurden von mir gekauft. Es gibt keinerlei geschäftliche oder anders geartete Beziehungen zu den Verlagen, Verlagsgesellschaften oder Autoren.

In den Romanen von Christian von Ditfurth geht es meist um die ganz großen, weltbewegenden Dinge, Affären und Kriminalfälle von globalem Ausmaß. In diesem Roman ganz besonders. Gerade in der heutigen Zeit, in der Verschwörungstheorien zu einem Massenphänomen geworden sind, bekommt die erzählte Geschichte eine sehr beängstigende Realitätsnähe. Zumal das Geschehen in einem gegenwärtig aktuellen (oder fast aktuellen) Umfeld angesiedelt ist. In Deutschland regiert die Bundeskanzlerin. Ihr Name wird nicht einmal erwähnt, nur der ihres Ehemann, und der heißt Herr Süß. Alles klar. Der Innenminister ist ein Dickschädel aus Bayern, der Wirtschaftsminister hat einen massigen Körper. Den amerikanischen Präsidenten braucht man gar nicht namentlich zu erwähnen, da ist immer mal wieder vom „Irren im Weißen Haus“ die Rede. Da sieht der Leser nicht rot, dafür aber orange. Der Gegenpart im Kreml ist ein gnadenloser und gleichzeitig aalglatter Despot.

Die Handlung beginnt damit, dass eines Tages der Ehemann der Bundeskanzlerin entführt wird, eben jener Herr Süß. Die Entführer stellen Forderungen, die unmöglich zu erfüllen sind. Wenig später wird die Frau des französischen Präsidenten gekidnappt. Die Forderungen werden immer überspitzter. Und die Lage immer gefährlicher.

Der allseits unbeliebte Hauptkommissar Eugen de Bodt beginnt auf Wunsch der Kanzlerin zu ermitteln. Den stelle ich mir als eine Mischung aus Inspektor Columbo und Schimanski vor. Von Columbo hat er den scharfen analytischen Verstand, von Schimanski das Draufgängertum und den lockeren Umgang mit Regeln und Gesetzen. Er liebt es, Gespräche mit komplizierten Zitaten von Klassikern wie Hegel zu würzen, außerdem mag er grünen Tee, dritter Aufguss. Seine Mitarbeiterin ist mehr oder weniger hoffnungslos in ihn verliebt, der Dritte im Team, Yussuf, hat einen Migrationshintergrund und fällt durch seinen Hang zur Selbstironie auf, die keinen Anspruch auf politische Korrektheit erhebt.

Mitten in diese Ermittlungen, mit denen der Hauptkommissar aber kaum vorankommt, platzen auch noch die ominösen Tode mehrerer russischer Diplomaten. Eine Menge Indizien deuten auf Mord hin. Dazu ermitteln Agenten des russischen Geheimdienstes. Gute Bekannte von de Bodt. Zum Glück für alle Beteiligten.

Ziemlich spät, aber nicht zu spät, beginnt de Bodt klar zu werden, dass hinter den Entführungen und den Mordfällen ein internationales Komplott steckt. Die Verbrecher und ihre Hintermänner schrecken vor nichts zurück. Würden sie erfolgreich sein, hätte das die schlimmsten Auswirkungen vor allem auf Europa.

Christian von Ditfurth schreibt den Roman in einem Tempo, als fürchtete er, die Handlung könnte ihm davonlaufen. Die Spannung lässt so keinen Augenblick nach.


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