Verfasst von: eleucht | 30. März 2022

Die Vögel – Teil 2 Ein Blick in die Geschichte

Manch einer, der vor Kurzem meinen Beitrag „Die Vögel – nicht von Hitchcock aber was wirklich in ihnen steckt“ https://eleucht.com/2022/03/24/die-vogel-nicht-von-hitchcock-aber-was-wirklich-in-ihnen-steckt/ gelesen hat, könnte Zweifel bekommen, ob es überhaupt möglich ist, so viele oder gar sämtliche Vögel vom Himmel zu holen.

Den Zweiflern sei gesagt: Ja, das ist möglich und das wurde in der Vergangenheit auch schon mehrfach praktiziert. Ein bisschen Recherche fördert Erstaunliches zutage.

1958 zum Beispiel. China war gerade dabei, unter der Führung von Mao Tse-tung (ich mag die alte Schreibweise) den „Großen Sprung“ zu vollziehen. Mao, der Große Steuermann, hatte in seiner grenzenlosen Weisheit die Ursachen für die große Hungersnot in China erkannt. Verantwortlich dafür waren Ratte, Fliege, Stechmücke und der Spatz. Offenbar die natürlichen Feinde der kommunistischen Bewegung, die vier apokalyptischen Reiter nach Mao. Vor allem der freche Spatz ist berüchtigt dafür, sich mit dem, was der Mensch sät und erntet, den Bauch vollzuschlagen.

Also erließ Mao Zedong eine Direktive, mit der er zum Kampf gegen die Spatzen aufrief. Sie wurden nicht nur geschossen, sondern vor allem mit viel Lärm überall verjagt. Das Millionenvolk stand auf und zog in den Kampf gegen den geflügelten Feind, mit Trommeln, Rasseln, Schreien, Klatschen und lautem Singen. Das musste ein Höllenlärm gewesen sein. Wenn die sensiblen Spatzen nirgendwo mehr Platz zum Landen finden, fallen sie nach einer gewissen Zeit tot vom Himmel. Innerhalb von vier Tagen war der Himmel über China spatzenfrei. Lastwagenweise wurden tote Vögel durch die Gegend gefahren, manche der erfolgreichen Jäger hingen sich Ketten mit toten Vögeln wie Trophäen um den Hals. Maos Ideologie hatte über den Spatz, diese Ausgeburt bourgeoiser Dekadenz, gesiegt. Leider ist nicht bekannt, ob die Vögel auf dem Speiseplan der Chinesen landeten, um die Hungersnot zu lindern, oder ob sie einfach nur verbrannt wurden.

Infolge dieses entschiedenen Vorgehens wurde allerdings das biologische Gleichgewicht massiv gestört. Allerlei Ungeziefer, von dem sich die Spatzen vorwiegend ernähren, konnte sich ungebremst vermehren. Allem voran die Heuschrecken. Als am Horizont die dunklen Wolken von herannahenden Heuschreckenschwärmen auftauchten, war das Unheil nicht mehr aufzuhalten. Die folgende Ernte fiel noch schlechter aus, die Hungersnot nahm apokalyptische Ausmaße an.

China war nun gezwungen, von der Sowjetunion Zehntausende Spatzen zu kaufen. Man könnte vermuten, dass bereits in dieser Zeit statt Spatzen Drohnen zur Überwachung des chinesischen Luftraums geliefert worden seien. Von dieser Vorstellung wurde aber schnell Abstand genommen, denn zur Zeit Stalins und Maos war die Überwachungstechnik noch nicht so miniaturisiert wie heute. Beim damaligen Stand der Technik hätte man unmöglich ein Richtmikrofon oder eine Kamera in eine Drohne von der Größe eines Spatzes installieren können. Dafür hätte es schon Fluggeräte von der Größe eines Adlers bedurft. Es ist aber nicht überliefert, dass die Sowjetunion den Chinesen mit der Spatzenlieferung auch ein paar Adler untergejubelt hätte. Es ist also nicht anzunehmen, dass bereits in diesen Jahren eine Überwachung der Bevölkerung durch vogelähnliche Flugmaschinen erfolgte.

Dass Mao Tse-tung, dem Große Steuermann, mit dem Vögel-Genozid ein großer Fehler unterlaufen war, wurde aber erst nach dessen Tod der chinesischen Bevölkerung offenbart. Es heißt ja, über Tote soll man nichts Schlechtes sprechen, das gilt aber eben nur für Normalsterbliche. Bei Despoten aller Couleur ist es genau umgekehrt.

Also, weiterhin gut aufgepasst, wer da vom Himmel auf euch herabblickt. Den Vogeldrohnen entgeht nichts und niemand. Immer daran denken, auch das Smartphone abzudecken. Hochauflösende Kameras können jeden WhatsApp-Chat auch aus großer Entfernung mitlesen.


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