
Ein bisschen frühlingshaft mutet der Samstag vor dem dritten Advent noch an. Am Tag darauf begann es auch hier zu schneien. Dann wäre der Weihnachtsmarkt im böhmischen Cheb standesgemäß winterlich gekleidet gewesen. Aber auch ohne Schnee macht der Markt inmitten der schönen, farbigen Bürgerhäuser der Altstadt einen weihnachtlichen Eindruck.
Was für ein Gegensatz zum vergangenen Jahr. Da war alles aufgebaut, die Verkaufsbuden standen in Reih’ und Glied, doch der Markt war geschlossen und döste unterm Riesenrad einsam und verlassen vor sich hin. Ein trauriger, deprimierender Anblick, der symbolisch für die zwei Corona-Jahre steht.
Ganz anders in diesen Tagen. Wie überall – so glaube ich jedenfalls – ist der Weihnachtsmarkt voller Besucher, Tschechen, Sachsen, Oberfranken, Thüringer. Wie man an den Autokennzeichen in den Nebenstraßen recht gut erkennen kann.

Auch die Krippe steht wieder am gewohnten Platz. Diesmal erfreuen allerdings nur Schafe, die sich am frischen Heu laben, die Besucher, vor allem die kleinen. Wo mag der Esel abgeblieben sein? Vielleicht hatte er am Samstag auch nur frei.

Es gibt böhmische Spezialitäten, allerlei Weihnachtsartikel, Süßigkeiten und natürlich auch Glühwein, man kann einem Schmied bei der Arbeit zusehen. Die Preise sind, genauso wie bei uns, auch gestiegen. Durch den Wechselkurs wird die Teuerung für den deutschen Besucher besonders deutlich, da geht es teilweise in Schritten von hundert Kronen aufwärts. Bezahlen kann man natürlich auch in Euro.

Ein weihnachtliches Gefühl kommt trotzdem auf. Es fühlt sich gerade auf diesem Weihnachtsmarkt, der als größter im Kreis Karlsbad gilt, sehr heimelig an, er weckt Erinnerungen an die schöne Zeit der Kindheit, in der man mit großen Augen die bunte Lichterwelt des vorweihnachtlichen Winterwunderlands bestaunte.

Die Eisfläche vor dem Špalíček wird für die Eisläufer vorbereitet.


Die Weihnachtskrippe in St. Elisabeth und St. Nikolaus wird von Jahr zu Jahr aufwendiger, größer und schöner.
Es ist wieder ein bisschen Normalität ins Leben eingekehrt. Die blau gelben Fahnen am Rathaus und anderen öffentlichen Gebäuden gemahnen aber daran, dass nicht überall Frieden eingekehrt ist und so schnell auch nicht einkehren wird.
