Das neue Jahr war gerade einen Tag alt, als auch schon die erste Todesnachricht einen Schatten darauf warf. Die Sängerin Christiane Ufholz dürfte wahrscheinlich den Wenigsten hier ein Begriff sein, für mich war sie die beste Sängerin, die die DDR hatte, und an talentierten und gut ausgebildeten Sängerinnen (und natürlich Sängern) hat es hier wirklich nicht gemangelt.
Christiane Ufholz stammt aus Leipzig und aus dem Dunstkreis der Renft-Musiker. Bei der Renft-Vorgängergruppe The Butlers stand sie bereits am Mikrofon. Später tendierte sie, auch auf Grund ihres Stimmumfangs, in Richtung Soul und Jazz. Ich habe sie mehrfach live in Begleitung verschiedener Bands erleben können. Am nachhaltigsten ist mir ihr Auftritt während eines Rockfestivals im sächsischen Crimmitschau in Erinnerung geblieben. Sie trat damals mit der Sieghart Schubert Formation auf. Ich weiß nicht, ob es so geplant war oder ob sie nur die Pause überbrücken wollten, jedenfalls begann Christiane Ufholz plötzlich zu einer verhaltenen Gitarrenmelodie über ein Buch über Mahalia Jackson zu improvisieren. Dabei spannte sie einen Bogen zu DDR-Musikern und den Verhältnissen im Land. Die Aufmerksamkeit des Publikums steigerte sich von Minute zu Minute, der Zwischenbeifall ebenfalls, vor allem als sie die „legendären“ Puhdys als Erichs Hofmusikanten bezeichnete.
Es war eine Zeit gewesen, in der ein Hauch von Freiheit durchs Land wehte, der ein bisschen Hoffnung auf baldige Veränderungen machte. Bekanntlich währte diese Zeit nicht lange, da wurde das Fünkchen Hoffnung von neuen Repressalien nicht nur gegen Künstler erstickt.
1976 siedelte Christiane Ufholz in den Westen über. Als eine der Erstunterzeichner eines offenen Briefes gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann hatte sie im Osten keine Chance mehr. Im anderen Teil Deutschlands konnte sie leider nicht an die alten Erfolge anknüpfen, zeitweise arbeitete sie in ihrem früheren Beruf als Friseurin.
Auf der Bühne stand sie später wieder, als sie neben Renft- und anderen Musikern in den Osten zurückkehrte.
Hier ist ein Stück, das sie zusammen mit der Gruppe Lift aus Dresden aufgenommen hat und das auch als AMIGA-Single erschienen ist. Die Band spielte in ihrer Anfangszeit vor allem Soul. Christiane singt im Duett mit dem früheren Electra-Sänger Stefan Trepte und ich finde, dass die beiden schon rein stimmlich ausgezeichnet zusammenpassten. Jeder Tag ist eine lange Reise.