Posted by: eleucht | 3. Dezember 2012

Amorsaal Mülsen

Amorsaal 002Es gibt Legenden, die überdauern die Zeit. An einem trüben Novemberwochenende steht er plötzlich wieder vor mir. Oder ich vor ihm, was es wohl besser trifft. Das Äußere, von der Straße aus betrachtet, wirkt noch immer eher unscheinbar. Drinnen die Kneipe, nun eher Gaststätte. Ich esse wieder Schnitzel, als lägen nicht Jahrzehnte zwischen diesem und dem letzten, das ich dort verspeiste. Es gibt tatsächlich Dinge, die ändern sich nie. Oder nur wenig. Amorsaal, der Name hat kaum etwas von seinem magischen Klang verloren – was vielleicht diejenigen verstehen, die diese wilde Zeit dort selbst miterlebt haben. Der Amorsaal war gewissermaßen ein Teil meiner Jugend, habe ich dort doch eine Menge Wochenenden verbracht. Zum Klo gelangt man noch immer über den Hof. Hier wird die Erinnerung sofort wach, ich sehe mich neununddreißig Jahre zurückversetzt, ich erkenne die Stelle wieder, an der meine Haare fielen, als ich damals zur Fahne musste. Ein trauriger Moment.

Der Amorsaal in Mülsen (Ortsteil St. Niclas, um genau zu sein) war so etwas wie ein Freiraum, den sich die Jugend – vor allem deren langhaariger Teil, der eine andere Lebensweise bevorzugte als die öffentlich propagierte – in tiefster DDR-Zeit schuf, jeden Samstagabend wurde mit Hilfe von Alkohol und Musik ein Tor in eine freiere, schönere Welt aufgestoßen, hier trat auf, was Rang und Namen hatte. Im Osten. Altbekannte Namen tauchen ganz von allein auf, verbunden mit allerlei Geschichten; Renft, Stern Meißen, Klosterbrüder,  Lift, Electra, Modern Soul Band, Gipsy, eines der ersten Konzerte von City, damals noch mit Sänger Emil Bogdanow … Nicht umsonst nahmen viele in dieser weitgehend autoarmen Zeit sehr lange Fahrwege mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Kauf.

Der Wirt, noch immer der gleiche, gewährt mir noch einen Blick in die heiligen Hallen, den Saal, in dem all die Größen aus Rock, Blues und Soul auftraten und der für viele damals eine Menge bedeutete. Ein Blick, und ich fühle mich wieder wie zu Hause in der Vergangenheit. Eins kann ich mir allerdings nicht erklären, nämlich weshalb dieser Saal in meiner Erinnerung immer so klein erschien. Vielleicht, weil er damals immer so voll gewesen war. Wer weiß.

Das Schnitzel hatte einen Geschmack nach Nostalgie, aber das ist gut so. Amorsaal 003 http://www.amorsaal.de/index.php/de/


Antworten

  1. die band “inspiration” aus Plauen und “sirius” irgendwann 1978 … (schlimme zeiten)

  2. übrigens- “gipsy” heut abend in der ranch. nur noch der bassist ist der gleiche.

  3. Time waits for no one……alles erlebt dazu gehört noch die Turnhalle in Pockau und das Tivoli in Olbernhau der Löwe in Ebersbrunn Parkschänke in Limbach der Anker in Theuma und der Hirsch in Mekka,man könnte noch viele hinzufügen,
    Olbernhau im Januar 2014 Time waits for no one…..leider

  4. An all den Bands hänge ich immer noch.
    Herzlichen Dank für deinen Besuch in meinem Garten. Du bist ein sehr gern gesehener Gast. Liebe Grüße, Arabella

    • Danke. Hat ja auch Spaß gemacht und war interessant. Wenn man mit offenen Augen durchs Leben geht, findet man immer etwas Interessantes, auch wenn man nicht alles kennt.
      LG, Eberhard

      • So denke ich auch.:-D


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