Posted by: eleucht | 9. Dezember 2012

“Schundroman” – Bodo Kirchhoff

Schundroman 001Schon mit den ersten Sätzen packt der Autor den Leser und zerrt ihn unbarmherzig durch einen irrwitzigen Plot. Da fliegt ein bezahlter Killer, gebürtiger Frankfurter, erster Klasse von Manila nach Deutschland, die hübsche Frau auf dem Nachbarplatz sitzt bzw. schläft nicht ganz zufällig neben ihm. Und es steckt auch eine Absicht dahinter, dass die beiden sich, ganz im Sinne des bewusst geschaffenen Klischees, kennenlernen und näher kommen, wie man gemeinhin so sagt. Der Auftraggeber von Willem Hold, dem Killer, will ganz sicher gehen. Immerhin ist Hold bereit, seiner hübschen Nachbarin auf dem Flughafen Frankfurt, wo sie von einem Privatdetektiv erwartet wird, aus der Patsche zu helfen. Dass er dabei einen ersten Mord begeht, ist eher ein Unfall und war völlig unbeabsichtigt. Bei dem zufälligen Opfer handelt es sich um einen bedeutenden Literaturkritiker, was die Lage zuspitzt. Vor allem zur Zeit der Frankfurter Buchmesse, zu der sich alles trifft, was in der Literaturszene Rang und Namen besitzt.

Als Willem Hold, der Killer, gerade dabei ist, seinen mörderischen Auftrag auszuführen, begreift er, dass hinter all dem ein perfider Plan steckt, der auch ihn, den Täter, zum Opfer machen soll. Sein untrügliches Gespür für gefährliche und ausweglose Situationen erweist sich aber wieder mal als erfolgreich, er ist schneller als der auf ihn angesetzte Mann.

Damit nehmen nun noch größere Verwicklungen ihren Anfang, zu der auch zwei ehemalige Polizisten, die sich als Privatdetektive selbstständig gemacht haben, beitragen. Sie sind hinter einem Picasso mit einem unappetitlichen Sujet her, und mit dem hat Holds hübsche Begleiterin während des Fluges etwas zu tun.

Zwischen Mord und Totschlag erblüht das zarte Pflänzchen der Liebe. Kirchhoff schafft es locker, beim Leser große Sympathien für Hold, den Killer, zu wecken, vor allem schon, weil der auf Grund der Umstände ständig zur tragischen Figur zu werden droht, derweil es ihm immer wieder gelingt, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Dafür entpuppen sich die eigentlichen Stars der Buchmesse mit ihren Eitelkeiten und Befindlichkeiten als Drahtzieher hinter den Kulissen …

Am Ende der turbulenten Geschichte, die ungemein viel Spaß macht, erobert der Held der Geschichte mit einem filmreifen Lächeln zwar die falsche Frau, fliegt mit ihr aber, erster Klasse natürlich, der Sonne entgegen.


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