Wenn sich ein Film oder ein Buch erfolgreich verkauft, ist ein Nachfolger schnell auf dem Markt. Oftmals ist die Absicht, damit noch mal richtig abzukassieren, offensichtlich. Im Falle von James Bowen und seinem inzwischen zur Berühmtheit gelangten Kater Bob geht das aber vollkommen in Ordnung. Man sollte meinen, dass James nach all seinen Erfahrungen – den guten und schlechten gleichermaßen – die Chance, die ihm auf diese Weise gegeben wurde, zu nutzen weiß. Am Ende des zweiten Bandes erfährt der Leser auch, dass James Bowen etwas an die Gesellschaft, die ihn als Obdachlosen und mittellosen Straßenmusiker zurückgewiesen und ausgegrenzt hat, zurückzugeben bereit ist. Ein solches Verhalten ist in der heutigen Zeit nicht gerade selbstverständlich und deswegen um so bewegender. Viele Leser, zu denen auch mich zählen darf, hätten nach der Lektüre des ersten Buches sicher gerne erfahren, ob und wie James sein Leben nach erfolgreicher Drogentherapie in den Griff bekommen hat und wie es mit den beiden ungleichen Partnern, die das Schicksal zusammengeführt hat, weitergeht. Dass es nicht leicht werden würde, davon musste man ausgehen.
Der Leser hat nun noch einmal teil an erhebenden Momenten, schönen Erfahrungen aber auch an weiteren Niederlagen und Tiefpunkten im Leben von James und seinem Kater Bob. In allem, was James erlebt und recht anschaulich beschreibt, wird sein Wille sichtbar, sein neu gewonnenes Leben nicht noch einmal zu verplempern, trotz all der Hindernisse, die nicht nur das Schicksal, sondern vor allem die Menschen ihm in den Weg legen. Dass er nach all den Jahren auf der Straße nicht nur das Vertrauen in die Menschen verloren hat, sondern auch den Glauben an eine bessere oder überhaupt eine Zukunft, macht das nicht gerade einfacher.
Das Leben als Junkie und Obdachloser, als Straßenmusiker und Zeitungsverkäufer schildert James Bowen in vielen Rückblenden bar jeder falschen Romantik in einer simplen, manchmal fast spröden Sprache, die authentisch wirkt. Der Leser spürt, da ist vieles im Drogensumpf unwiederbringlich versunken, an manches denkt James ungern zurück, es ist ihm peinlich, darüber zu sprechen. Im Leben der Obdachlosen gibt es weder Gemeinschaftssinn noch Solidarität und vor allem kein Vertrauen. Es geht jeden einzelnen Tag einzig ums Überleben – und das um jeden Preis. Das viel beschworene Wörtchen Freiheit taucht so gut wie gar nicht auf, und wenn, dann in einem anderen Zusammenhang. Statt dessen träumt James von Dingen, die für andere eher banal sind, von Familie, einem geregeltem Einkommen, Altersabsicherung.
Ein gutes Buch lesen, ist manchmal, als ob man mit einem guten Freund beim Bier sitzt und dessen spannender Geschichte lauscht. Doch die Seitenzahl nimmt ab, das Ende nähert sich unweigerlich. Man schweift ab, bestellt vielleicht noch ein Bier, um alles noch ein bisschen in die Länge zu ziehen. So erging es mir auch bei dieser Lektüre. Dabei weiß man aber schon, dass eine Geschichte wie die von James und Bob eigentlich nie zu Ende erzählt ist.
Etwas irreführend mag der Titel des Buches sein, vermittelt er doch den Eindruck, als werde die Geschichte nun aus der Perspektive des Katers erzählt. Dem ist aber nicht so. Mehr noch als im ersten Band steht das Leben des Erzählers im Vordergrund, und das ist aufregend genug. Dass Bob, der rote Kater, dabei eine wichtige Rolle spielt, steht außer Frage. Über Bob und andere rote Kater habe ich aber an anderer Stelle schon ausführlich geschrieben. http://eleucht.com/2014/08/01/alles-fur-die-katz-9-bob-der-streuner/
Danke für die schöne Rezension, es liest sich sehr positiv. Das Buch habe ich seit 2 Monaten hier liegen und werde es demnächst lesen und natürlich berichten.
LG, Emma
By: buchstabenmeer on 24. September 2014
at 17:54