Posted by: eleucht | 26. November 2015

Zwei Seiten

I read the news today, oh boy, geht mir eine Zeile aus einem Beatles-Song durch den Kopf. Die news, die ich heute zu lesen bekam, erschrecken. Ich versuche, einfach nur die Fakten wiederzugeben.

Eine kleine vogtländische Gemeinde. Eine ehemalige Gaststätte soll nach den Wünschen der Besitzer zu einer Flüchtlingsunterkunft umgebaut werden. Ein Bürgerforum wird einberufen, um die Bürger rechtzeitig zu informieren und mit ihnen darüber zu diskutieren. Also das, was so viele besorgte Bürger stets zu Recht von der Politik fordern. 500 Gäste haben sich versammelt, die Stimmung ist aufgeheizt, wie in vielen ähnlichen Veranstaltungen anderswo. Der Trend ist offensichtlich. Dann fallen Worte, die einfach betroffen machen: „In meiner Praxis werden weder Ausländer noch Flüchtlinge behandelt.“ – „Wenn ich Ausländer behandeln wollte, wäre ich zu Ärzte ohne Grenzen gegangen.“ – „Die Türen und Fenster meiner Praxis sind für Asylanten zu.“ – „Die Leute sind rechtswidrig da. Wir haben sie nicht eingeladen und unter diesen Voraussetzungen will ich sie nicht.“

Gesprochen von einem Arzt! Der Mitglied einer Partei ist, die sich gerne als Alternative anbietet, aber nicht gerade für Toleranz und Weltoffenheit bekannt ist.

Auf seine Pflicht als Arzt und den Eid des Hippokrates angesprochen, entgegnet er er: „Den habe ich zwar abgelegt, das interessiert mich aber nicht. Ich habe meinen klaren Standpunkt.“

Eine ebenfalls besorgte Bürgerin äußerte sich dahin gehend, dass die Asylanten „ihre verdammten Finger“ von ihrer Tochter lassen sollen.

Die Dame wurde daraufhin vom Besitzer des zukünftigen Asylantenheims zu einem Besuch einer gleichen Einrichtung im nahen Oberfranken, die er ebenfalls betreibt, eingeladen.

Oft mögen derartigen verbalen Entgleisungen keine Taten folgen, doch diese Bürgerin nahm die Einladung an. Und am Tag nach ihrem Besuch des oberfränkischen Asylantenheims postete sie ihre Eindrücke in Facebook. Sie fand eine syrische Familie am Tisch vor, spielende Kinder. Sie selbst saß schließlich mit 10 Syrern am Tisch und unterhielt sich mit ihnen. Sie beschreibt die Personen als freundlich, fast demütig, sie sprachen deutsch. Die Geschichten, die sie zu hören bekam, haben sie bewegt. Nicht einmal Müll fand sich im und ums Haus, der Garten machte einen gepflegten Eindruck.

Sie hat ihre auf dem Bürgerforum geäußerte Meinung revidiert und das auf Facebook öffentlich gemacht. Das, und hier lasse ich mal meine Meinung einfließen, nenne ich Zivilcourage. Gerade in dieser Zeit.

Nachtrag. Die Ärztekammer will sich mit dem oben erwähnten Arzt auseinandersetzen. Fazit: Eine solche Äußerung sei moralisch verwerflich, könne aber juristisch nicht geahndet werden. Sollte ein Arzt aber im Notfall eine Behandlung verweigern, mache er sich strafbar …


Antworten

  1. Oh mein Gott! Da hast Du ja nichts Besseres erlebt als ich in Kalkreuth! Diese kaltherzigen, ignoranten Menschen machen mir Angst. Immer mehr gelange ich zu der Meinung: Es ging und geht ihnen einfach zu gut!

    Sehr schön finde ich den Wandel der Frau. Wo kann ich ihre Veröffentlichungen auf Facebook finden?

    Herzliche Grüße
    Sylvia

  2. ohne Kommentar, wünsche dir noch einen guten Tag


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