Dies schreibe ich in Anlehnung an meinen gestrigen Blogeintrag. Die Gruppe Bayon aus Weimar machte Weltmusik, als es diesen Begriff noch nicht einmal gab und Peter Gabriel, der große Förderer der Weltmusik, noch Prog-Rock-Arien bei Genesis schmetterte. Die Gruppe wurde 1971 von dem Gitarristen Christoph Theusner gegründet. Ihm zur Seite standen Kunststudenten und Musiker aus Kuba und Kambodscha. Die Figur der vierköpfigen Gottheit Bayon gab der Gruppe ihren Namen und steht symbolisch dafür, dass sich die Musiker nach allen Seiten öffneten. So flossen Elemente von Pop und Rock ebenso in die Musik der Band wie internationale Folklore, kubanische Rhythmen, Barock und Klassik.
Zeitweise standen bis elf Musiker auf der Bühne. Im Laufe der Jahre schrumpfte die Gruppe zu einem Quartett, zeitweise auch zu einem Duo, bestehend aus Christoph Theusner und dem kambodschanischen Cellisten und Percussionisten Sonny Thet, dessen Familie nach dem Umsturz in Kambodscha zum größten Teil von den Roten Khmer umgebracht wurde. Auch der zweite Bayon-Cellist Li Song Leng fiel dem Terror des Regimes zum Opfer.
In der Quartett- und Duobesetzung nahm die Musik von Bayon immer mehr kammermusikalische Züge an, deren Klangwelten dem Hörer neue musikalische Welten eröffneten. Für den Soundtrack zum Spielfilm „Das Leben der anderen“ 2006 wurde das Lied „Stell dich mitten in den Regen“ neu veröffentlicht.
Ich habe Bayon in so ziemlich allen Besetzungen erleben können, für mich waren sie die beste Band, die die DDR zu bieten hatte. Ihre Musik war, was man in der heutigen Zeit mehr und mehr zu vermissen beginnt, weltoffen. Damals, als die Grenzen für Normalsterbliche noch geschlossen waren.
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