Als der russische Präsident Wladimir Putin im Juli 2017 als Antwort auf die vom amerikanischen Kongress beschlossenen Sanktionen 755 US-Diplomaten auswies, hatte der neu gewählte Präsident Donald Trump nichts Eiligeres zu tun, als Putin persönlich dafür zu danken, „weil wir doch Personal einsparen wollen“. Trump fand es gut, dass Putin so viele Leute ausgewiesen hat, da dieser Akt die Personalkosten enorm senke. Das ist eines der vielen Beispiele, die zeigen, wie unbedarft, um einen netten Ausdruck zu benutzen, Trump sein Amt wahrnahm. Das Weiße Haus hatte danach wieder allerhand zu tun, um diese unbedachten Äußerungen ihres Chefs geradezurücken. Es hieß, Trump habe nur gescherzt. Als hätte man Trump in politischen Dingen auch nur einmal scherzen gehört. Auch sind seine begeisterten Äußerungen für autokratische Staatenführer wie Erdoğan, Putin oder den philippinischen Präsidenten Duterte alles andere als scherzhaft gemeint.
David Cay Johnston gehört zu den renommiertesten amerikanischen Investigativjournalisten, der u. a. für die New York Times und die Los Angeles Times arbeitete. Er gilt als einer der besten Trump-Kenner, der seit vielen Jahren über das Firmenimperium des Mannes an der Spitze der USA berichtet. Er entwirft in diesem Buch das Bild eines Mannes, der nicht in der Lage ist, überhaupt ein öffentliches Amt, geschweige denn das des Präsidenten der Vereinigten Staaten wahrzunehmen, eines Mannes, der beratungsresistent und vollkommen von sich selbst eingenommen ist, der glaubt, allen anderen Menschen überlegen zu sein und für seine Eigendarstellung mit dem Sprachschatz eines Zwölfjährigen nur Superlative kennt, der aber unfähig zu jeder Art von Empathie ist.
In verschiedenen Themenkomplexen wie Diplomatie, Finanzen, Steuern, Militär und Bildung wird gezeigt, wie inkompetent der Mann in fast allen Bereichen ist, wie er in diesem System agiert und auf welche Weise er – auch schon der Vergangenheit – Gesetze umgeht, sich rücksichtslos Vorteile verschafft, wie er wichtige Posten mit Leuten besetzt, deren Loyalität ihm wichtiger ist als Kompetenz und Qualifikation, wie er mehr oder weniger offen den Menschen klarmacht, dass, was immer sie auch tun – sei es gesetzlich oder nicht – keine Konsequenzen für sie haben wird, so lange sie nur auf seiner Seite stehen. So mag es kein Wunder sein, dass vor allem Rechte und Nazis in ihm den „Erlöser“ sehen. Daran mag auch die Trennung von seinem ehemaligen Chefstrategen Stephen Bannon nichts ändern.
Etwa ein Drittel der Amerikaner steht hinter Donald Trump. Johnston versäumt es auch nicht, dessen Aufstieg im Zusammenhang mit der Entwicklung der amerikanischen Gesellschaft aufzuzeigen und nach Erklärungen zu suchen. Ein Mann wie Trump, der in beinahe krankhafter Eitelkeit nach öffentlicher Anerkennung und Bewunderung sucht, in dessen Präsidentschaft es einzig und allein nur um Trump geht, spaltet die Gesellschaft.
Trump-Befürworter werden sicher kritisieren, dass dieses Buch vor allem nur die Vorurteile seiner Kritiker bestätigt. Was dieses Buch aber wirklich bestätigt, ist die Tatsache, dass all die Vorstellungen und Vorurteile, die man über Trump hat, der Realität entsprechen, dass all die Vorurteile und Vorstellungen, die man über diesen Mann hat, keineswegs übertrieben sind, sondern dass die Realität noch viel schlimmer ist. Trump tut ja alles, um genau dieses Image zu wahren, jede Aussage in diesem Buch ist wahr und nachprüfbar, während sich Trump noch nie die Mühe gemacht hat, seine in Reden und Tweets geäußerten und oftmals widersprüchlichen Behauptungen mit Fakten zu unterlegen oder sie zu beweisen. Der Leser außerhalb Amerikas wird viele Dinge vor dem Hintergrund der amerikanischen Geschichte, Gesetze und der realen gesellschaftlichen Verhältnisse besser verstehen.
D. C. Johnston schrieb dieses Buch, damit die Welt wisse, was sie mit der Präsidentschaft Trumps erwartet. Es ist nichts Gutes.
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