Ich persönlich mag Audio-Streaming-Dienste ja nicht, ich nutze auch keinen. Ein physischer Tonträger ist mir auf jeden Fall lieber, auch wenn das anachronistisch klingen mag. Gerade in Sachen Prog Rock gibt es eine Menge Konzeptalben, die man besser im Zusammenhang hören sollte. Auch bin ich der Meinung, dass Musik, zumindest der größte Teil davon, mehr wert sein sollte als ein paar Cent pro Streaming für die Künstler. Aber die haben die Dienste ja nicht erfunden.
Neil Young ist als Künstler und Mensch schon immer sehr unbequem und äußerst konsequent gewesen, auch wenn er dabei manchmal Freunden und Kollegen vor den Kopf gestoßen haben mag. Seine Einstellung zeigt sich nun auch mal wieder in seinem Streit mit Spotify. Er möchte nicht zusammen mit Leuten wie Joe Rogan auf einer Plattform vertreten sein. Der frühere Comedian und Kommentator von Martial-Arts-Kämpfen verbreite in seinen Podcasts verantwortungslos Lügen und Falschinformationen zu Corona und Impfungen. Also stellte Neil Young den Streamingdienst vor die Wahl: er oder Rogan. Daraufhin hat Spotify die gesamte Musik von Neil Young entfernen lassen.
Bereits Mitte Januar hatten 270 Mediziner und Forscher Spotify aufgefordert, die Podcasts von Joe Rogan nicht länger anzubieten, da dessen Äußerungen das Vertrauen der Menschen in die Medizin und die Wissenschaft untergraben. Spotify reagierte nicht. Der Streamingdienst hat es sich 100 Millionen Dollar kosten lassen, sich die Rechte an allen Podcasts von Joe Rogan, den früheren und den zukünftigen, zu sichern.
Joni Mitchell, frühere Mitstreiterin und Freundin von Neil Young, hat sich solidarisch erklärt und ebenfalls ihre Musik von Spotify entfernt. Da weht im kalten Winter 2022 etwas vom alten 68er Geist durch die gespaltene Welt. Neil Young und Joni Mitschell standen sich in den Sechzigern sehr nahe, sie schrieben auch Songs übereinander. Hier gibt es einen Ausschnitt aus dem Abschiedskonzert von The Band, das unter dem Namen The Last Waltz bekannt wurde. Neil Young singt einen seiner populärsten Songs – Helpless. Begleitet wird er von The Band, Joni Mitchell agiert als Backgroundsängerin.
Ach ja, sollte ich mich irgendwann einmal entschließen, Musik über einen Streamingdienst zu hören, dann weiß ich schon, welcher nicht in Frage kommt. Aber ob sich diese Frage für mich jemals stellt?