Eine Wiederentdeckung. Nach mehr als dreißig Jahren. Der Name des Autors war mir geläufig. Alexander Kröger. Von ihm stammt eines der ersten Science-Fiction-Bücher, die ich gelesen habe, auch wenn in der DDR der Begriff Science Fiction nicht gebräuchlich war. Utopische oder phantastische Literatur nannte man das damals.
„Sieben fielen vom Himmel“, weckt der Autorenname in mir die Erinnerung an den Roman. Ich wusste auch sofort, dass es in dem Buch keineswegs um spektakuläre Weltraumabenteuer mit exotischen Außerirdischen ging, es gab auch keine Krieg-der Welten-Szenarien. Im Mittelpunkt der Geschichte standen der Mensch als Individuum in seinem gesellschaftlichen Umfeld, der Bekanntschaft mit dem Fremden, den Außerirdischen macht, und die Frage, welchen Einfluss zukünftige Entwicklungen und der technologische Fortschritt auf ihn haben werden. Keiner dieser Reißer mit knallig bunten Covern, dafür eine sehr menschliche Sicht auf die Dinge, die die Zukunft für uns bereithält. Die Konflikte, die für die Spannung der Geschichte sorgen, erwachsen aus den Menschen und ihren unterschiedlichen Anschauungen, Vorstellungen und Erwartungen. Vielleicht sind deswegen der Name des Autors und des Romans bei mir hängen geblieben.
In „Begegnung im Schatten“ aus dem Jahr 2012 bleibt sich der Autor treu. Menschen unserer heutigen Zeit treffen auf eine außerirdische Intelligenz, die ihnen in vielerlei Hinsicht überlegen ist, auch moralisch. Im Flöz eines Braunkohletagebaus (ostdeutsches Kolorit) wird von einem Bagger ein Objekt frei gelegt, das sich als eine Art Shuttle entpuppt. Schnell wird klar, was es bedeutet, ein Flugobjekt in einer 10 Millionen Jahre alten Kohleschicht zu finden.
Ein solcher Fund weckt vor allem Begehrlichkeiten und ruft auch einen ehrgeizigen, zwielichtigen Wissenschaftler auf den Plan, der sich nicht scheut, auch mit kriminellen Mitteln einen Teil davon in seinen Besitz zu bekommen, um mit Hilfe der DNA des in der Shuttle befindlichen konservierten toten Aliens eines dieser Wesen zum Leben zu erwecken.
Ein solches Wesen, das sich den Menschen intellektuell überlegen erweist, verursacht erwartungsgemäß aber auch Probleme, vor allem wenn man gezwungen ist, die Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit geheim zu halten.
Hier agieren keine Superhelden, weder auf der positiven noch auf der negativen Seite, sondern Menschen, wie wir ihnen jeden Tag begegnen können, mit all ihren Schwächen, Fehlern, Verpflichtungen, Problemen und Träumen. Sie werden mit etwas konfrontiert, das in keines der bekannten Muster passt und die Frage nach der Verantwortung für das Leben aufwirft, das der Mensch dank der Wissenschaft geschaffen hat, das er aber deswegen noch lange nicht als sein Eigentum betrachten darf.
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